Grenzfläche eröffnet Weg zu effizienten Katalysatoren
Forscherteam erzeugt metallisch-organische Grenzfläche durch Aufdampfen von Nickel-Porphyrinen auf Kupfer.
Enzyme sind essentiell für nahezu sämtliche metabolische Prozesse in Zellen, bei denen Katalyse benötigt wird. Inspiriert von der Natur, können solche Enzyme als Bauplan für die Entwicklung neuer synthetischer Katalysatoren mit hoher Effizienz dienen. Grenzflächen, die zwischen Metallen und Molekülen gebildet werden, ermöglichen es Enzymen, als Katalysatoren zu agieren. Ein Beispiel dafür ist eine Porphyrin-Metall-Grenzfläche. Porphyrine sind Moleküle, die an lebenswichtigen Prozessen wie der Photosynthese oder dem Sauerstofftransport im menschlichen Blutkreislauf beteiligt sind.
Einer internationalen Forschergruppe um die Physiker Giovanni Zamborlini und Mirko Cinchetti von der der TU Dortmund ist es jetzt gelungen, durch das Aufdampfen von Nickel-Porphyrinen auf einer Kupferoberfläche eine solche metallisch-organische Grenzfläche zu erschaffen. Die Nickel-Ionen im Zentrum der Moleküle bilden dabei eine wohlgeordnete Gitterstruktur aus. So ein 2D-Netzwerk hat zwei wesentliche Vorteile. Die Nickel-Ionen mit identischen chemischen und physikalischen Eigenschaften, können als Einzelatom-Katalysatoren verwendet werden und sind dadurch besonders leistungsstark. Zudem entsteht durch die Struktur eine einheitliche Grenzfläche, bei welcher die katalytischen Eigenschaften sehr gleichmäßig verteilt sind.
Anschließend testeten die Forscher die Leistungsfähigkeit dieser entwickelten Grenzfläche, indem diese Stickstoffmonoxid ausgesetzt wurde. Die Daten deuten darauf hin, dass die Grenzfläche durch eine Disproportionierungsreaktion den Zerfall von drei Stickstoffmonoxid-Molekülen in ein Distickstoffmonoxid- und ein Stickstoffdioxid-Molekül ermöglichen. Während ersteres nicht giftig ist und Anwendung in der Medizin als Anästhetikum und Schmerzmittel findet, wird letzteres vorwiegend in der Produktion von Düngemittel verwendet. Zudem konnte gezeigt werden, dass die Stickstoffdioxid-Moleküle nach der Reaktion zunächst an dem Nickel-Netzwerk verankert bleiben, jedoch durch nachträgliches Aufheizen des Systems entfernt werden können.
„Das entwickelte System stellt ein Beispiel für eine biomimetische Grenzfläche dar, an welcher natürliche Prozesse modelliert und verstanden werden können, um künftig weitere Klassen von zweidimensionalen Katalysatoren mit hoher Effizienz und Selektivität zu entwickeln“, sagt Zamborlini. Diese Katalysatoren können in vielen verschiedenen Bereichen eingesetzt werden, beispielsweise in der Raffinierung von Petroleum oder in der Verarbeitung von Nahrungsmitteln.
TU Dortmund / RK
Weitere Infos
- Originalveröffentlichung
M. Stredansky et al.: Disproportionation of Nitric Oxide at a Surface-Bound Nickel Porphyrinoid, Ang. Ch., online 10. März 2022; DOI: 10.1002/anie.202201916 - Cinchetti Group, FB Physik, Technische Universität Dortmund