Die Mitgliederversammlung der Helmholtz-Gemeinschaft unterstützt einstimmig das vom HZB eingebrachte Konzept für den Ausbau von BESSY II zum variablen Pulslängenspeicherring BESSY VSR. Das Gremium schlägt dem Senat der Helmholtz-Gemeinschaft einstimmig die finanzielle Bezuschussung von BESSY VSR in Höhe von 11,8 Millionen Euro vor. Der Ausbau von BESSY II ist ein in der Beschleunigerforschung weltweit einmaliges Projekt. Nach dem Upgrade wird BESSY VSR brillante Röntgenpulse von unterschiedlicher Dauer liefern. Das eröffnet völlig neue Möglichkeiten für die Entwicklung von Energie-Materialien, die zu einer nachhaltigen Energieversorgung und -speicherung beitragen sollen. In den Ausbau von BESSY II werden insgesamt 29 Millionen Euro investiert.
Abb.: Mit dem Ausbau von BESSY II zu einem variablen Pulslängenspeicherring wird sich die Attraktivität der Synchrotronquelle für Forscher aus der ganzen Welt erhöhen. (Bild: R. Grahn, euroluftbild.de)
Das HZB betreibt mit BESSY II eine Lichtquelle im weichen und VUV-Röntgenbereich, das besonders für die Erforschung neuer Energie-Materialien geeignet ist. Zurzeit liefert BESSY II im Regelbetrieb brillante Röntgenpulse mit einer Dauer von 17 Picosekunden. Bereits jetzt ist es möglich, den Betriebsmodus an BESSY II für einige Tage im Jahr umzuschalten, so dass Proben auch mit extrem kurzen Pulsen von etwa drei Picosekunden untersucht werden können. Dafür muss bisher der Photonenfluss allerdings sehr stark reduziert werden. Das wird sich durch BESSY VSR grundsätzlich ändern. „Mit dem variablen Pulslängenspeicherring bleibt der hohe Photonenfluss erhalten und unsere Nutzer können jederzeit und an jedem Experiment die benötigte Pulslänge auswählen“, erklärt Andreas Jankowiak, Leiter des Instituts für Beschleunigerphysik. BESSY VSR wird kurze Pulse mit einer Länge von zwei Picosekunden und längere Pulse mit 15 Picosekunden bieten. Damit schließt BESSY VSR die Lücke zwischen Speicherringen wie PETRA III und Freien-Elektronen-Lasern.
Die flexibel wählbare Pulslänge wird die Forschung auf vielen Gebieten der Energie-Materialforschung voranbringen. So können Forscher Einblicke in die schnellen Veränderungen der Elektronenstruktur während chemischer Reaktionen gewinnen, quantenphysikalische Effekte auf Zeitskalen von Picosekunden untersuchen oder schnelle Umschaltprozesse in neuen Materialien für zukünftige Informationstechnologien beobachten.
Um BESSY VSR zu realisieren, werden unter anderen supraleitende Hochstrom-Kavitäten benötigt. Für die Weiterentwicklung dieser Kavitäten und den Aufbau des Anwendungslabors „SupraLab@HZB“ stellt das Land Berlin dem HZB mit 7,4 Millionen Euro aus dem europäischen Fonds für regionale Entwicklung eine wesentliche finanzielle Grundlage bereit. „Damit haben wir die Möglichkeit, diese Technologie substanziell weiterzuentwickeln, bis sie in Lichtquellen einsatzfähig ist“, sagt Jens Knobloch, Leiter des HZB-Instituts SRF-Wissenschaft und Technologie. „Das wird auch der Realisierung von BESSY VSR zugutekommen.“
HZB / RK