„Habe wenige Freunde und wenig Vermögen“
Im historischen Rätsel der neuen Ausgabe von Physik in unserer Zeit wird dieses Mal ein Allround-Genie mit notorischen Geldsorgen gesucht. Verlost werden drei Buchpreise.
Astronomie, Medizin, Philosophie, Mathematik – kaum ein wissenschaftliches Fach, auf dem er nicht gearbeitet hat. Und wer genau hinsieht, kann sogar heute noch Spuren seines Erfindungsgeistes finden: Man muss sich nur hinknieen, dann kann man unter vielen Lastwagen die typischen Getriebewellen mit dem „Knick“ entdecken. Sie tragen seinen Namen.
Er hat es nicht gerade leicht: Seine Mutter – eine kleine, dicke, jähzornige Frau – will nach der harten Geburt nichts von ihm wissen. Die Pest rafft seine Amme hin, als er einen Monat alt ist; für ihn scheinen sich die Erreger nicht interessiert zu haben, jedenfalls trägt er nur einige Narben im Gesicht davon. Niemand scheint ihn zu mögen. „Kurz gesagt: Ich bin ein Mensch ohne körperliche Kraft, habe wenige Freunde und wenig Vermögen, aber viele Feinde, von denen ich die meisten weder mit Namen noch vom Gesicht her kenne. Ich habe keinen gesunden Menschenverstand und auch kein gutes Gedächtnis, aber eine ganz gute Vorausahnung“, schreibt er in seiner Autobiographie.
Das nützt ihm bei seinem Hauptjob: Nach einem Medizinstudium wird er zum gefragten Arzt, der die Größen seiner Zeit kurieren darf. Allerdings wählt er seine Patienten genau aus und lehnt eine ganze Reihe von hochrangigen Angeboten als Leibarzt ab, was wohl auch seine Erfolgsquote erhöht.
Wenn die Medizin nicht mehr nützt, greift er zu Astronomie und Astrologie, worin er sich ziemlich gut auskennt, wie er in einer ganzen Reihe von Büchern dokumentiert. Er untersucht die Bewegung der Sonne und der anderen Himmelskörper, räumt mit sieben Irrtümern über den Saturn und andere Planeten auf (wobei er reichlich astrologische Spekulationen mit astronomischem Wissen mixt) und entwickelt Theorien über Kometen, unter anderem in seinem einflussreichen Werk „De subtilitate.“
Er hat auch einige technische Geräte entwickelt, beispielsweise ein Kombinationsschloss, das so ähnlich funktioniert wie die heutigen Safeschlösser. Seinen Namen verewigt hat er mit der eingangs erwähnten mechanischen Aufhängung. Zwar gibt es die schon vor ihm, doch der Einbau in einer Kutsche von Kaiser Karl V. macht sie unsterblich. Gleichzeitig beschäftigt er sich mit Elektrizität und Magnetismus sowie der Konstruktion von Buchdruckpressen.
Aus den finanziellen Nöten, die ihn immer wieder plagen, versucht er sich übrigens mit regelmäßigem Glücksspiel zu befreien. Um die Chancen zu berechnen, entwickelt er erste Ansätze der Wahrscheinlichkeitsrechnung. (Vermutlich funktionierten seine Strategien aber nur unzureichend, bedenkt man seine zeitweise Armut.) Und schließlich entwickelt er eine Formel zur Berechnung der Wurzeln von Gleichungen vierten Grades, die heute nach ihm benannt ist.
Andreas Loos, FU Berlin
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