Hart und ultrakurz
Nichtlineare Kompression erzeugt Röntgenpulse im Attosekundenbereich.
Kurze Röntgenpulse eignen sich hervorragend, um die Dynamik von Elektronen zu verfolgen und damit grundlegende chemische und magnetische Prozesse aufzuklären. Mittlerweile gibt es mehrere Verfahren, um extrem kurze Röntgenpulse im Femtosekundenbereich zu erzeugen. Besonders brillante Strahlen lassen sich an Freie-
Abb.: Die kurzen Röntgenpulse dauern nur rund zweihundert Attosekunden. (Bild: S. Huang et al. / APS / A. Stonebraker)
Die Länge des entstehenden Röntgenpulses hängt dabei stark von der Länge der lasenden Elektronenpakete ab. Heute lassen sich bereits sehr kurze Elektronenpakete erzeugen: Die Pakete, die man heute durch Freie-
Die Forscher nutzten die Linac Coherent Light Source LCLS am SLAC. Hier werden Elektronen über eine Strecke von einem Kilometer beschleunigt und wandeln ihre Energie in einem 130 Meter langen Undulatorabschnitt teilweise in Röntgenstrahlung um. Dabei entstehen bis zu 120 Röntgenpulse pro Sekunde mit einer typischen Pulslänge von achtzig Femtosekunden – kurz, aber für viele Prozesse wiederum nicht kurz genug.
Eine Möglichkeit für kürzere Laserpulse bestünde darin, möglichst kurze Elektronenpakete zu erzeugen. Aufgrund der wechselseitigen Abstoßung laufen diese allerdings auseinander, was die Wirksamkeit dieser Methode begrenzt. Den Wissenschaftlern am SLAC gelang es jetzt jedoch, eine neue Modulationstechnik umzusetzen, die auf nichtlinearer Kompression beruht. Die Idee besteht darin, das Elektronenpaket so zu „schnüren“, dass nur ein kleiner Bereich des Elektronenpakets energiereich genug ist, um effektiv zum Lasing beitragen zu können.
„Bei unserem Ansatz haben wir die Ansteuerung einfach so umkonfiguriert, dass wir die Elektronenpakete nichtlinear komprimieren, was eine stabile Spitze hoher Elektronendichte erzeugt“, sagt Yuantao Ding, in dessen Team die neue Technik entwickelt wurde.
Dazu entwarfen die Forscher eine spezielle Ansteuerung der Kavitäten, in denen die Elektronenpakete mit Radiowellen zunächst beschleunigt und dann komprimiert werden. Dabei laufen die Elektronenpakete durch mehrere „Schikanen“, wobei sich die die Dichte der Elektronen im vorderen Bereich der Elektronenpakets erhöht, während am hinteren Ende ein längerer „Schwanz“ mit geringerer Dichte folgt. Im Undulator führt dann nur die Spitze des Pakets zum Lasing, so dass nur ein einzelner Peak mit einer Dauer von wenigen hundert Attosekunden entsteht. Sowohl bei 5,6 als auch bei 9 Kiloelektronenvolt konnten die Forscher Pulslängen um die zweihundert Attosekunden ausmachen, wobei die Dauer bei höherer Energie etwas kürzer war, sich jedoch im Rahmen der Messunschärfe noch überdeckte. Die Energieunschärfe lag bei nur rund zehn Elektronenvolt.
Eine andere Möglichkeit, extrem kurze Pulse im Attosekundenbereich zu erzeugen, besteht in der Nutzung hoher Harmonischer. Mit Hilfe dieser Technik lassen sich vor allem Infrarotpulse hin zu höheren Energien und kürzeren Pulsen modulieren. Damit gelangt man durchaus bis hin zu einigen hundert Elektronenvolt. Im Bereich der Röntgenstrahlung sind solche hohen Harmonischen zwar noch nachweisbar, die Pulse sind allerdings zu schwach, um mit ihnen sinnvoll arbeiten zu können.
Die neue Methode der Wissenschaftler aus Stanford zeigt nun einen Weg auf, ohne größere Modifikationen auch an anderen Freie-
Im weicheren Röntgenspektrum dürften die Pulse jedoch ein wenig länger ausfallen als im harten. Während die Forscher im gesamten Bereich von vier bis zehn Kiloelektronenvolt ähnlich kurze Pulslängen von rund zweihundert Attosekunden erwarten, sollten weiche Röntgenpulse rund eins bis zwei Femtosekunden dauern.
Für viele Anwendungen sind weiche Röntgenpulse zwar besser geeignet als harte, da in diesem Energiebereich zahlreiche atomare Resonanzen auftreten. Aber auch mit harten Röntgenpulsen lassen sich viele wissenschaftliche Fragen bearbeiten. An der LCLS sollen Nutzer in Zukunft von den kurzen Pulsen profitieren können. Die Forscher um Ding planen deshalb als Nächstes, die Präzision der Zeitmessung und die Stabilität weiter zu erhöhen.
Dirk Eidemüller
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RK