24.03.2015

Heilen mit Plasma und Peptiden

Leibniz-Gemeinschaft vergibt Gründerpreis an zwei Ausgründungen.

Die Ausgründungsvorhaben „Brandenburg Antiinfectiva GmbH“ aus dem Forschungszentrum Borstel – Leibniz-Zentrum für Medizin und Biowissenschaften (FZB) in Schleswig-Holstein und „Coldplasmatech“ des Leibniz-Instituts für Plasmaforschung und Technologie in Greifswald sind heute mit dem erstmals vergebenen Leibniz-Gründerpreis ausgezeichnet worden. Mit dem mit 50.000 Euro dotierten Preis sollen erfolgversprechende Start-ups durch externe Beratung bei Markteintritt, Finanzierung und Marketing unterstützt werden.

Abb.: Jury-Vorsitzender Uwe Thomas, die Preisträger Klaus Brandenburg (Brandenburg Antiinfectiva), René Bussiahn und Stephan Krafczyk (Coldplasmatech) sowie Leibniz-Präsident Matthias Kleiner (v.li.; Bild: O. Lang / Leibniz-Gem.)

Brandenburg Antiinfectiva hat ein vielversprechendes Medikament gegen Blutvergiftung (Sepsis) entwickelt. Aspidasept® basiert auf einer künstlichen Eiweißverbindung, einem synthetischen Anti-Lipopolysaccharid-Peptid. Es inaktiviert den Auslöser einer Sepsis, ein bakterielles Endotoxin und hat im Tierversuch bereits gute Schutzwirkungen gezeigt. Nach Schätzungen der Deutschen Sepsis-Gesellschaft erleiden in Deutschland pro Jahr etwa 200.000 Menschen eine Blutvergiftung, 60.000 sterben an den Folgen. Entwickelt hat Aspidasept® der Biophysiker Klaus Brandenburg, der am FZB lange Jahre zu den Wirkungs­weisen natürlicher und künstlicher Peptide geforscht hat.

Die Geschäftsidee von „Coldplasmatech“ ist ein plasma­physikalisches Medizin­produkt zur Behandlung großflächiger chronischer Wunden, die derzeit nicht oder nur schlecht therapierbar sind. Krankheits­bilder wie das diabetische Fußsyndrom, Druckgeschwüre (Dekubitus) oder Pilz­erkrankungen bedeuten für Millionen meist älterer Menschen eine massive Beeinträchtigung der Lebens­qualität. Die innovative Wundtherapie von „Coldplasmatech“ geschieht durch eine aktive Wundauflage, ein sogenanntes Plasma-Patch, mit der durch eine Steuerungseinheit (Plasma-Cube) ein kaltes Plasma auf die Wunde aufgebracht wird. Das Plasma aktiviert dabei die Zell­regeneration, desinfiziert die Wunde und tötet multi­resistente Keime ab.

Angesichts von mehr als zwei Millionen pflegebedürftigen Menschen in Deutschland und Kosten für Heil- und Hilfsmittel in Milliarden­höhe pro Jahr im Gesundheits­wesen sind eine entsprechende Nachfrage und ein Markt vorhanden. Denkbare Einsatzorte der Behandlung sind sowohl die Praxen niedergelassener Ärzte als auch Krankenhäuser und Pflege­einrichtungen. Die Innovation von „Coldplasmatech“ ist das Ergebnis der Forschung des Leibniz-Instituts für Plasmaforschung und Technologie (INP) in Greifswald unter der Leitung seines Direktors Klaus-Dieter Weltmann auf dem Gebiet der Plasmamedizin, auf dem das Institut zu den weltweiten Vorreitern gehört. Die Köpfe hinter der Gründung sind der Physiker René Bussiahn, der Maschinenbau-Ingenieur Stephan Krafczyk, der Chemiker Carsten Mahrenholz und der Medizinökonom Tobias Güra die jahrelang am INP gemeinsam auf dem Gebiet der Plasmamedizin gearbeitet haben.

Anlässlich der Preisverleihung erklärt der Präsident der Leibniz-Gemeinschaft, Matthias Kleiner: „Infektionskrankheiten und Antibiotika­resistenzen einerseits und die Folgen einer immer älter werdenden Bevölkerung sind große medizinische Heraus­forderungen für unsere Gesellschaft. An ihrer Lösung mitzuarbeiten, ist Auftrag und Mission der Leibniz-Institute. Unsere Gründer­preis­träger stehen kurz davor, mit ihren Innovationen den Wissens- und Technologietransfer aus der Wissenschaft in die Gesell­schaft abzuschließen. An der Schwelle zum Markt sind aber auch Kompetenzen gefragt, die nicht unbedingt zur Standard­qualifikation eines Forschers gehören.“

Leibniz-Gem. / DE

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