Heiße Elektronen im Graphen
Leitfähigkeit von Graphen kann bei Lichtabsorption je nach Dotierung steigen oder sinken.
Das Kernstück vieler moderner Geräteanwendungen ist die Lichterkennung und -steuerung, wie sie beispielsweise in Smartphone-
Abb.: Schematische Darstellung der ultraschnellen optischen Pumpe, die eine Elektronenerwärmung herbeiführt. Die Leitfähigkeit des hexagonalen Graphengitters (Mitte, schwarz) wird unmittelbar nach dem Erwärmungsprozess erhöht. (Bild: F. Vialla)
Den Mainzer Forschern Hai Wang, Dmitry Turchinovich, Mathias Kläui und Mischa Bonn vom Max-
Die Forscher fanden heraus, warum die Leitfähigkeit von Graphen in einigen Fällen nach der Lichtabsorption steigt, während sie in anderen Fällen sinkt. Sie zeigen, dass dieses Verhalten mit der Richtung korreliert, in die die Energie aus dem absorbierten Licht zu den Graphenelektronen fließt: Nachdem Licht von Graphen absorbiert wird, spielen sich die Abläufe, durch die sich die Graphenelektronen erhitzen, extrem schnell und mit einer sehr hohen Effizienz ab.
Bei hoch dotiertem Graphen mit vielen freien Elektronen führt die extrem schnelle Elektronenerwärmung zu Ladungsträgern mit höherer Energie, d.h. heißen Ladungsträgern. Dies hat wiederum eine Verminderung der Leitfähigkeit zur Folge. Interessanterweise führt bei schwach dotiertem Graphen mit einer geringeren Anzahl freier Elektronen die Elektronenerwärmung dazu, dass zusätzliche freie Elektronen entstehen und sich dadurch die Leitfähigkeit erhöht. Diese zusätzlichen Träger sind das unmittelbare Ergebnis der Bandstruktur von Graphen, die keine Bandlücke aufweist. Bei Materialien mit Bandlücke führt die Erwärmung der Elektronen nicht zu zusätzlichen freien Trägern.
Dieses einfache Szenario lichtinduzierter Erwärmung von Graphenelektronen kann viele der beobachteten Effekte erklären. Neben der Beschreibung des Leitungsverhaltens des Materials nach der Lichtabsorption erklärt es auch die Ladungsträgermultiplikation: Hierbei kann unter bestimmten Bedingungen ein absorbiertes Lichtteilchen, also ein Photon, indirekt mehr als nur ein zusätzliches freies Elektron erzeugen und somit eine effiziente Photoreaktion in einem elektronischen Bauteil herbeiführen.
JGU / DE