Heiße Sterne mit riesigen magnetischen Flecken
Extreme Horizontalast-Sterne in Kugelsternhaufen zeigen zudem energiereiche Superflares.
Astronomen haben mit Hilfe von Teleskopen der Europäischen Südsternwarte ESO riesige Flecken auf der Oberfläche extrem heißer Sterne in Sternhaufen nachgewiesen. Die Sterne zeigen außerdem Superflares, die mehrere Millionen Mal stärker sind als ähnliche Ausbrüche auf der Sonne. Das Team unter der Leitung von Yazan Momany vom Astronomischen Observatorium des INAF in Padua in Italien untersuchte extreme Horizontalaststerne – Objekte mit etwa der Hälfte der Masse der Sonne, aber vier- bis fünfmal heißer. „Diese heißen und kleinen Sterne sind etwas Besonderes, weil wir wissen, dass sie eine der letzten Lebensphasen eines typischen Sterns umgehen und vorzeitig sterben werden“, sagt Momany. „In unserer Galaxie werden diese merkwürdigen heißen Objekte im Allgemeinen mit einem nahen Begleitstern in Verbindung gebracht.“
Überraschenderweise scheint jedoch die große Mehrheit der extremen Horizontalaststerne, wenn sie sich in Kugelsternhaufen befinden, keine Begleiter zu haben. Bei der Langzeitbeobachtung dieser Sterne durch die Forschergruppe zeigte sich, dass viele von ihnen im Laufe von nur wenigen Tagen bis zu mehreren Wochen regelmäßige Helligkeitsänderungen aufwiesen. „Nachdem alle anderen Szenarien eliminiert worden waren, gab es nur noch eine einzige Möglichkeit, die beobachteten Helligkeitsschwankungen zu erklären“, erläutert Simone Zaggia, die ebenfalls am Astronomischen Observatorium des INAF tätig ist. „Diese Sterne müssen von Flecken bedeckt sein.“
Flecken auf extremen Horizontalaststernen scheinen ganz anders zu sein als die Sonnenflecken auf der Sonne. Beide werden durch Magnetfelder verursacht, aber die Flecken auf den heißen, extremen Sternen sind heller und heißer als die umgebende Sternoberfläche, im Gegensatz zur Sonne, wo wir Flecken als dunkle Verfärbungen auf der Sonnenoberfläche sehen, die kühler sind als ihre Umgebung. Die Flecken auf extremen Horizontalaststernen sind auch deutlich größer als Sonnenflecken und bedecken bis zu einem Viertel der Sternoberfläche. Diese Flecken sind unglaublich beständig und halten jahrzehntelang, während einzelne Sonnenflecken vorübergehend sind und nur einige Tage bis Monate überdauern. Während die heißen Sterne rotieren, erscheinen und verschwinden die Flecken auf der Oberfläche und verursachen die sichtbaren Helligkeitsveränderungen.
Neben den Helligkeitsänderungen aufgrund der Flecken entdeckte das Team auch einige extreme Horizontalaststerne, die Superflares zeigten. „Sie ähneln den Flares, die wir auf unserer Sonne sehen, sind aber zehn Millionen Mal energiereicher“, sagt Henri Boffin, Astronom am Hauptsitz der ESO in Garching. „Ein solches Verhalten war sicher nicht zu erwarten und unterstreicht die Bedeutung von Magnetfeldern bei der Erklärung der Eigenschaften dieser Sterne.“
Nachdem sechs Jahrzehnte lang versucht wurde, extreme Horizontalaststerne zu verstehen, haben die Astronomen damit ein vollständigeres Bild von ihnen. Darüber hinaus könnte dieses Ergebnis dazu beitragen, den Ursprung starker Magnetfelder in vielen weißen Zwergen zu erklären. Die übergeordnete Bedeutung besteht nach Ansicht der Forscher jedoch darin, dass die Helligkeitsänderungen aller heißen Sterne – von jungen, sonnenähnlichen Sternen über alte extreme Horizontalaststerne bis hin zu weißen Zwergen – alle miteinander in Verbindung gebracht werden könnten: Alle diese Objekte sind von magnetischen Flecken auf ihrer Oberfläche betroffen.
MPIA / RK
Weitere Infos
- Originalveröffentlichung
Y. Momany et al.: A plage of magnetic spots among the hot stars of globular clusters, Nat. Astron., online 1. Juni 2020; DOI: 10.1038/s41550-020-1113-4 - INAF - Osservatorio Astronomico di Padova, Padua, Italien
- Europäische Südsternwarte ESO