Heißer Staub stoppt Sternentstehung
Der Einfluss von Supernovae ist erheblich geringer als bislang angenommen.
Die Aufheizung von Staubkörnchen durch ultraviolette Strahlung junger Sterne ist die Hauptursache für die Erwärmung des neutralen interstellaren Mediums. Simulationen, die diese photoelektrische Aufheizung berücksichtigen, deuten bislang jedoch darauf hin, dass dieser Effekt nur einen geringen Einfluss auf die Sternentstehungsrate in Galaxien hat. Das ist überraschend, da die Eigenschaften der Galaxien im heutigen Kosmos sich am besten mit einer Sternentstehungsrate erklären lassen, die vom Anteil an schweren Elementen in den Galaxien abhängt. Eine solche Abhängigkeit wäre aber gerade eine Folge der Aufheizung von Staub, während sie bei Supernovae nicht auftritt.
Abb.: Der Ausschnitt aus einer der Simulationen zeigt die Aufheizung des Staubs durch junge Sterne. (Bild: J. C. Forbes et al. / NPG)
John Forbes von der University of California in Santa Cruz und seine Kollegen aus den USA, Australien und Israel präsentieren jetzt verbesserte Simulationen, mit denen sie diesen Widerspruch auflösen können: Zumindest in Zwerggalaxien, so das Ergebnis, reguliert die photoelektrische Aufheizung zu jeder Zeit die Sternentstehungsrate. Sie bremse die Bildung neuer Sterne zehnmal stärker ab als Supernovae allein, so die Forscher.
Das Team konzentrierte sich auf Zwerggalaxien, weil sich bei ihnen der Einfluss sowohl des heißen Staubs als auch der Supernovae am stärksten bemerkbar machen sollte. In einer Reihe hochaufgelöster hydrodynamischer Simulationen untersuchten sie die Entwicklung der Zwerggalaxien mit unterschiedlichen Anfangsbedingungen, wobei sie zum Vergleich bei ihren Rechnungen mal die photoelektrische Aufheizung, mal die Supernovae, und mal beide Einflüsse komplett „ausschalteten“. Das Ergebnis ist eindeutig: Während der Verzicht auf Supernovae kaum zu Änderungen in der Galaxienevolution führt, ändert sich die Situation bei Abschaltung der Staub-
Supernovae blasen bei ihrer Explosion Gas aus den Galaxien heraus und – so nahm man bislang an – verhindern so die Entstehung neuer Sterne. Forbes und seine Kollegen folgern, der Gasverlust durch Supernovae müsse durch einen etwa gleich großen Zustrom von kühlem Gas aus dem intergalaktischen Raum ausgeglichen werden. Die photoelektrische Aufheizung beeinflusst die Sternentstehungsrate auf völlig andere Weise. Junge, massereiche Sterne emittieren besonders viel ultraviolette Strahlung im Energiebereich von 8 bis 13,6 Elektronenvolt. Diese Energie liegt einerseits unterhalb der Schwelle, die zu einer Absorption im neutralen Wasserstoff führt, ist andererseits aber hoch genug, um aus den kleinen Staubpartikeln Elektronen herauszuschlagen und sie mit der verbleibenden Energie aufzuheizen. Das wiederum führt zu einer Erwärmung des Gases in der Umgebung und damit zu einer Erhöhung der Jeans-
Rainer Kayser
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