01.02.2012

Hervorragend, aber gefährdet

Der Wissenschaftsrat bekräftigt sein hervorragendes Zeugnis für die Physikalisch-Technische Bundesanstalt, sieht ihre Leistungsfähigkeit aber durch den massiven Stellenabbau weiter gefährdet.

Knapp vier Jahre ist sie her, die Zeugnisvergabe bei der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) in Braunschweig: Nach einer umfangreichen Evaluation bescheinigte der Wissenschaftsrat der PTB im Mai 2008, eines der „weltweit führenden“ metrologischen Institute zu sein, das seine Hauptaufgabe der Darstellung, Bewahrung und Weitergabe der physikalischen Einheiten in „insgesamt sehr guter, in Teilen exzellenter Qualität“ erfülle. Trotz dieser „insgesamt ausgesprochen positiven“ Befunde sah der Wissenschaftsrat aber in einzelnen Teilbereichen auch Verbesserungspotenzial und verabschiedete dazu eine Reihe von konkreten Empfehlungen wie die Schärfung des Aufgabenprofils oder die stärkere Vernetzung mit der wissenschaftlichen Community. Insbesondere empfahl der Wissenschaftsrat, den jährlichen Stellenabbau auszusetzen sowie Stellenbesetzung und –Vergütung flexibler zu gestalten.

Was ist aus diesen Empfehlungen geworden? Mitte 2011 hat das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi), dem die PTB als Ressortforschungseinrichtung untersteht, dem Wissenschaftsrat berichtet, dass die Empfehlungen „weitgehend“ umgesetzt worden seien. Soweit die gute Nachricht. Der Stellenabbau sei allerdings ungeachtet der Empfehlungen fortgesetzt und sogar ausgeweitet worden. Das BMWi verweist auf den Bericht der Bundesregierung zur Weiterentwicklung der Ressortforschungseinrichtungen, der empfiehlt „die Angemessenheit der Stellenausstattung … regelmäßig besonders zu überprüfen.“ Dabei werde sich das BMWi „im Sinne der Empfehlungen des Wissenschaftsrats einsetzen“. Während die Mühlen also langsam mahlen, muss die PTB auch weiterhin jedes Jahr 1,9 Prozent der permanenten Stellen abgeben. „Das ist nicht mehr lange durchzuhalten.“ sagte dazu kürzlich der neue PTB-Präsident Joachim Ullrich und wies darauf hin, dass der Pakt für Forschung und Innovation, der jährlich Steigerungen für die Forschungsorganisationen vorsieht, bisher an der PTB großenteils vorbeigegangen ist. Dies gilt auch für die Wissenschaftsfreiheitsinitiative, die den Wissenschaftsorganisationen weitergehende Freiheiten insbesondere hinsichtlich der Besoldung einräumt. Der Bericht des BMWi betont in diesem Zusammenhang, dass die Gleichstellung der PTB mit den außeruniversitären Forschungseinrichtungen noch ausstünde, da „sie einer Entscheidung der Bundesregierung bzw. des Parlaments bedürften.“

In seiner Sitzung Ende Januar nahm der Wissenschaftsrat nun den Bericht des BMWi zum Anlass für eine weitere Stellungnahme und bekräftigte darin unter anderem seine Empfehlung, den Stellenabbau auszusetzen und die PTB in die „Initiative Wissenschaftsfreiheitsgesetz“ einzubeziehen. Die Bundesregierung und der Bundestag seien daher nachdrücklich aufgefordert, die entsprechenden Rahmenbedingungen zu schaffen. „Insgesamt benötigen gerade die forschungsintensiven Ressortforschungseinrichtungen mehr Flexibilität im Personal- und Haushaltswesen, um im Wettbewerb mit den außeruniversitären Forschungseinrichtungen um die besten Köpfe bestehen zu können“, sagte Wolfgang Marquardt, Vorsitzender des Wissenschaftsrates.

SJ/Wissenschaftsrat

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