27.05.2016

Herz-Kreislauf-Diagnosesystem für Astronauten

Mobiles Diagnosesystem zur medizinischen Überwachung von Astronauten bei Langstrecken-Missionen getestet.

Die Mitarbeiter des Instituts für Medizintechnik Schweinfurt (IMES) an der Hochschule Würzburg-Schweinfurt testeten ein neuartiges, mobiles Diagnose­system zur medizinischen Überwachung von Astronauten während bemannter Weltraum­missionen. Die Forschung geschah in einer Kooperation mit der Firma OHB System AG, Bremen, und einem internationalen europäischen Forschungs­konsortium in der Mars-Simulations­umgebung in Rio Tinto, Andalusien, Spanien, als Gast­wissenschaftler im EU-Projekt Moonwalk.

Abb.: Mobiles, am Körper getragenes Prototyp-Messsystem CAVExplorer 2.0 zur Untersuchung des Herz-Kreislauf- und Gefäßsystems von Astronauten (Bild: FHWS / Kullmann)

Zusammen mit der Firma OHB System AG, Bremen, einem führenden europäischen Raumfahrt­unternehmen, entwickeln die Mitarbeiter des Instituts für Medizin­technik Schweinfurt derzeit ein neuartiges, mobiles medizinisches Mess­system zur Diagnostik des Herz-Kreislauf­systems und der Gefäß­eigenschaften für Anwendungen in bemannten Weltraum­missionen. Wissenschaftler vermuten, dass sich bei lang­dauernden Aufenthalten im Weltraum die Eigenschaften der Blut­gefäße ändern und die Gefäße schneller altern als auf der Erde.

Der Fokus im EU-Projekt Moonwalk zur Simulation von zukünftigen bemannten Mond- und Mars­missionen, das im 7. Rahmen­programm der Europäischen Union im Bereich „Space Research“ gefördert wird, richtet sich insbesondere auf die Entwicklung von Zukunfts­technologien und Mensch-Maschine-Schnitt­stellen zur inter­aktiven Steuerung von Roboter­systemen bei Außen­bord­aktivitäten der Astronauten auf den Himmels­körpern und die Beherrschung der langen Verzögerungs­zeiten bei der Kommunikation zwischen Erde und Mars. Daneben ist eine mobile medizinische Überwachung von größter Wichtigkeit für den Erhalt der Gesundheit der Astronauten.

Interplanetare bemannte Exkursionen, wie beispielsweise der bemannte Flug zum Mond oder zum Mars, benötigen eine intensive Vorbereitung. In einer Experimentier­phase des Moonwalk-Projektes in der Mars-Simulationsumgebung Rio Tinto in Andalusien, Spanien, konnten die IMES-Mitarbeiter mit einer Forscher­gruppe der Firma OHB System AG, Bremen, als Gast­forscher ihre neuen medizin­technischen Entwicklungen testen. Das Experimentier­umfeld liegt mitten im iberischen Pyrit­gürtel, einer Landschaft, in der seit der Kupfer­steinzeit vor 5000 Jahren Metall­erze, wie Eisen, Kupfer, Silber, Blei und Gold abgebaut wurden und sich bei der dortigen Metall­verarbeitung riesige Schlacken­halden auftürmten, die eine Umgebung ähnlich der Mars­oberfläche schufen.

Das mobile und digitale medizin­technische Prototyp-Messsystem CAVExplorer 2.0 wird am Körper des Astronauten unter dem Astronauten­anzug getragen. Wenige Elektroden am Ober­körper messen die elektrischen Signale des menschlichen Herzens. Mit Hilfe von rotem und infra­rotem Licht wird die Pulswelle entlang der Blutgefäße mit einem Sensor am Ohr­läppchen detektiert. Durch die elektronische Synchronisation der beiden Mess­signale und die Berücksichtigung von physiologischen Zusammen­hängen lässt sich der Zustand des Herz-Kreislauf­systems und der Blutgefäße berechnen, abspeichern und anzeigen.

Die medizinische Betreuung der Astronauten bei einem Mars­flug sprengen die technischen Notwendigkeiten, die bei tele­medizinischen Anwendungen auf der Erde erforderlich sind. Befindet sich der Mars beispielsweise in größter Erd­entfernung, muss der Astronaut etwa 44 Minuten auf eine ärztliche Antwort warten, wenn er eine Anfrage wegen seines Gesundheits­zustands zum betreuenden Arzt auf der Erde schickt. Aufgrund der Entwicklung der aufwändigen Techniken für die bemannten Weltraum­missionen erhoffen sich die Forscher auch Fortschritte für medizinische Anwendungen auf der Erde.

HS Würzburg-Schweinfurt / DE

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