26.06.2013

Hochschulstandort Deutschland in Gefahr

Die DPG fordert gemeinsam mit drei weiteren mathematisch-naturwissenschaftlichen Fachgesellschaften eine Stärkung der Hochschulen in Deutschland.

In einer Stellungnahme weisen die vier großen mathematisch-naturwissenschaftlichen Fachgesellschaften Deutschlands – neben der DPG die Deutsche Mathematiker-Vereinigung (DMV), die Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) sowie der Verband Biologie, Biowissenschaften und Biomedizin in Deutschland (VBIO) – eindringlich darauf hin, dass die deutschen Hochschulen dramatisch unterfinanziert sind, und fordern, diese sowohl finanziell als auch strukturell nachhaltig zu stärken. Die akademische Ausbildung und die wissenschaftliche Forschung in Deutschland dürften nicht gefährdet werden.

Die Hochschulen erfüllten eine spezifische, nicht substituierbare Funktion innerhalb des Wissenschaftssystems. Sie trügen wesentlich zur Zukunftsfähigkeit des Wirtschafts- und Industriestandorts Deutschland bei und leisteten einen unverzichtbaren Beitrag zu den kulturellen Grundlagen unseres Gesellschaftsmodells. Die Fachgesellschaften, die zusammen über 120.000 Mitglieder vertreten, fordern, dass die Hochschulen auch in Zukunft in der Lage sein müssen, ihre spezifische Rolle als tragende Säule innerhalb des deutschen Wissenschaftssystems adäquat auszufüllen. Sie betonen, dass Hochschulen und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen nicht gegen-, sondern nur miteinander weiterentwickelt werden dürfen.

Die Fachgesellschaften drücken ihre Sorge darüber aus, „dass die Hochschulfinanzierung schon seit Jahren nicht mit den gewachsenen Aufgaben der Hochschulen Schritt hält“. Die dramatische Unterfinanzierung habe direkte Auswirkungen auf die Qualität der Lehre und der Forschung. Exzellenzinitiative und Hochschulpakte brächten hier nur notdürftig und nur teilweise Entlastung. Zudem laufen sie in absehbarer Zeit aus, ohne dass Strategien erkennbar wären, wie die dadurch zusätzlich entstehenden Finanzlücken geschlossen werden könnten.

Um eine nachhaltige Finanzierung der Hochschulen sicherzustellen, fordern die Fachgesellschaften insbesondere auch, ein angemessenes Verhältnis von Grundfinanzierung und Drittmitteln sicherzustellen. „Der gordischen Knoten, dass die Bundesländer die Hochschulen nicht finanzieren können und der Bund sie nicht finanzieren darf, muss zerschlagen werden“, heißt es in der Stellungnahme.

Am 12. Juni hat auch die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) eine stärkere Beteiligung des Bundes an der Finanzierung der Hochschulen gefordert. Dazu müsste zunächst Artikel 91b des Grundgesetzes geändert werden, der die dauerhafte Finanzierung der Hochschulen durch den Bund verhindert („Kooperationsverbot“). Die HRK hat vorgeschlagen, dass der Bund Geld zur Verfügung stellt, um über einen Zeitraum von zehn Jahren 3000 zusätzliche Professuren zu schaffen. Um die knappen Grundmittel der Hochschulen zu entlasten, sollte auch die Programmpauschale für Drittmittelforschung schrittweise von derzeit 20 Prozent auf 50 Prozent im Jahr 2019 angehoben werden. Aufgrund des steigenden Drittmittelanteils der Hochschulen werden die Grundmittel nämlich immer stärker durch die für die Forschungsprojekte notwendige Infrastruktur und Administration belastet. Schließlich hält die HRK auch eine dauerhafte Beteiligung des Bundes am Hochschulbau für erforderlich.

Eine stärkere Bundesbeteiligung bei der Hochschulfinanzierung ist auch einer der Eckpunkte des Papiers „Paket der Pakte – Weiterentwicklung des deutschen Wissenschaftssystems“, das die Allianz der deutschen Wissenschaftsorganisationen ebenfalls am 12. Juni verabschiedet hat. Zur Allianz gehören neben der HRK u.a. Max-Planck- und Fraunhofer-Gesellschaft, Helmholtz- und Leibniz-Gemeinschaft sowie Deutsche Forschungsgemeinschaft. Mit den Perspektiven des deutschen Wissenschaftssystems und der Rolle der Hochschulen befasst sich derzeit eine Arbeitsgruppe des Wissenschaftsrats. Bei der nächsten Sitzung vom 10. bis 12. Juli wird mit der Verabschiedung einer Empfehlung gerechnet. 

DPG/HRK/SJ

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