Hochspannungen per Laser messen
Genauigkeit um das Zwanzigfache gesteigert.
Elektrische Spannungen im Bereich bis etwa zehn Volt können direkt bestimmt werden, indem man sie mit Referenzspannungen vergleicht, die auf dem Josephson-
Forschern der TU Darmstadt ist es in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern der Physikalisch-
Um diesen Effekt auszunutzen, wird ein Ionenstrahl möglichst exakt kollinear mit zwei Laserstrahlen überlagert. Einen der beiden Laser stellt man so ein, dass seine Wellenlänge an die Geschwindigkeit der Ionen vor der Beschleunigung angepasst ist, während der zweite Laser so eingerichtet wird, dass er mit den Ionen nach der Beschleunigung interagiert. Aus der Differenz der beiden Laserfrequenzen lässt sich die Geschwindigkeitsänderung berechnen und so die angelegte Beschleunigungsspannung ermitteln. Das reizvolle an dieser Technik ist, dass in die Berechnung der Beschleunigungsspannung neben der gemessenen Laserfrequenz nur unveränderliche Naturkonstanten eingehen: die Lichtgeschwindigkeit, die Masse und Ladung des Ions und die Frequenz der verwendeten Spektrallinie, wenn sich das Ion in Ruhe befindet. Eine solche Rückführung einer Messgröße auf die Konstanten eines Quantensystems wird als „Quantennormal“ bezeichnet.
Erste Experimente zur Realisierung eines solchen Quantennormals mit kollinearer Laserspektroskopie an elektrostatisch beschleunigten Ionen in den 1980er Jahren und um die Jahrtausendwende konnten mit einer Präzision von etwa 100 ppm nicht an die Genauigkeit konventioneller Hochspannungsmessungen heranreichen. Wissenschaftlern der TU Darmstadt ist es nun gelungen, eine relative Genauigkeit von 5 ppm zu erreichen. Zur Demonstration der Genauigkeit stellte die PTB Hochpräzisionsspannungsteiler für Vergleichsmessungen zur Verfügung. Möglich wurde der entscheidende Fortschritt gegenüber den vorangegangenen Experimenten durch die Verwendung eines optischen Frequenzkamms zur präzisen Messung der Laserfrequenzen und eine Messmethode mit zweifacher Laseranregung und differentieller Spannungsmessung, die es erlaubt, systematische Fehlerquellen zu eliminieren. Weiterhin wurde durch ein eigens entwickeltes Optimierungsverfahren sichergestellt, dass Ionen- und Laserstrahl möglichst genau auf einer Linie überlagert sind.
Konkret wurden Calcium-Ionen zunächst auf eine Transportenergie vorbeschleunigt, um dann mit einem Laser mit fester Frequenz markiert zu werden. Das bedeutet, dass nur Ionen einer ausgewählten Geschwindigkeit von dem Laser angeregt und in einen metastabilen Zustand überführt wurden. Darauf folgten die Beschleunigung mit der zu messenden Hochspannung und der Eintritt in eine weitere Wechselwirkungszone. Dort wurden die zuvor markierten Ionen dann von einem zweiten Laser so angeregt, dass sie beim anschließenden Zerfall in den Grundzustand ein Photon emittierten, welches dann detektiert werden konnte. Aus den genau bekannten Übergangsfrequenzen für ruhende Ionen, der beobachteten Resonanzfrequenzen der sich im Strahl bewegenden Ionen und der Formel für den optischen Dopplereffekt konnten die Wissenschaftler dann die zur Beschleunigung angelegte Hochspannung berechnen.
„Um die Genauigkeit unseres Verfahrens weiter zu steigern, bauen wir derzeit unser Experiment um, so dass wir in Zukunft Indiumionen für die Spektroskopie verwenden können“, erläutert der Jörg Krämer von der TU Darmstadt. Die hierzu vorgesehene Flüssigmetallionenquelle soll hervorragende Strahleigenschaften bieten und der verwendete optische Übergang weist eine sehr geringe spektrale Linienbreite auf. Die Messung von Hochspannungen mit einer solchen Präzision ist vor allen Dingen bei Grundlagenexperimenten erforderlich. Dazu zählt das KATRIN-
TU Darmstadt / RK