Hohe Auflösung ohne Teilchenbeschleuniger
Erstmals optische Kohärenztomografie mit XUV-Strahlung im Labormaßstab durchgeführt.
Beim Augenarzt gehört sie fast schon zum Standardprogramm: die optische Kohärenztomografie. Mit diesem Bildgebungsverfahren lassen sich durch Infrarotstrahlung die verschiedenen Schichten der Netzhaut durchdringen und dreidimensional genauer untersuchen, ohne dass das Auge überhaupt berührt werden muss. Mediziner können so Erkrankungen wie den Grünen Star ohne Eingriff erkennen.
Abb.: Silvio Fuchs an einem Extrem-
Doch die Methode hätte ein noch weitaus größeres Potenzial für die Naturwissenschaften, wenn man die Wellenlänge der verwendeten Strahlung stärker verkürzen und somit eine höhere Auflösung des Bildes erhalten könnte. Forschern der Uni Jena ist genau das jetzt gelungen. Sie verwendeten für das Verfahren erstmals im eigenen Labor erzeugte extreme ultraviolette Strahlung und führten somit die erste XUV-
„Um XUV-Strahlung zu erzeugen, sind normalerweise Teilchenbeschleuniger notwendig“, erklärt Silvio Fuchs von der Uni Jena. „Deshalb wäre eine Untersuchungsmethode dieser Art sehr aufwändig, teuer und nur für wenige Forscher verfügbar.“ Fuchs und seine Kollegen konnten diese Methode bereits an Großforschungsanlagen demonstrieren, doch nun haben sie eine Möglichkeit gefunden, sie auch im kleineren Maßstab anwenden zu können.
Dazu fokussierten die Forscher einen ultrakurzen, sehr intensiven Infrarotlaser in ein Edelgas, etwa Argon oder Neon. „Durch einen Ionisationsprozess werden die Elektronen im Gas beschleunigt“, erklärt Fuchs. „Diese emittieren dann die XUV-
Der Vorteil der XUV-Kohärenztomografie ist, neben der sehr hohen Auflösung, dass die Strahlung stark mit der Probe interagiert, denn verschiedene Stoffe reagieren unterschiedlich auf das Licht. Einige absorbieren mehr und andere weniger. Es entstehen also starke Bildgebungskontraste, die den Forschern wichtige Informationen, etwa über die materielle Zusammensetzung des zu untersuchenden Objekts, liefern. „Wir haben beispielsweise zerstörungsfrei dreidimensionale Abbildungen von Siliziumchips erstellt, auf denen man das Trägermaterial und aus anderen Materialien bestehende Strukturen gut voneinander unterscheiden kann“, erklärt Fuchs. „Sollte dieses Verfahren auch in der Biologie Anwendung finden – etwa bei der Untersuchung von Zellen, was eines unserer Ziele ist –, dann wäre dort das vorherige Einfärben der Proben, wie in anderen hochauflösenden Mikroskopiemethoden üblich, nicht nötig. Elemente wie Kohlenstoff, Sauerstoff und Stickstoff würden selbst den Kontrast liefern.“
Bis dahin haben die Forscher aber noch einige Arbeit vor sich. „Mit unserer bisherigen Lichtquelle erzeugen wir eine Tiefenauflösung von bis zu 24 Nanometer. Das reicht zwar schon aus, um kleine Strukturen, beispielsweise in Halbleitern abzubilden, jedoch liegen die Strukturgrößen aktueller Chips teilweise bereits unter dieser Marke. Mit neuen noch stärkeren Lasern sollte es aber in Zukunft möglich sein, mit der Methode bis zu drei Nanometer Tiefenauflösung zu erreichen“, sagt Fuchs. „Grundsätzlich haben wir gezeigt, dass man diese Methode im Labormaßstab verwenden kann.“ Langfristiges Ziel sei es, ein preisgünstiges und bedienungsfreundliches Gerät zu entwickeln, das Laser und Mikroskop vereint und etwa der Halbleiterindustrie oder biologischen Laboren dieses Bildgebungsverfahren unkompliziert ermöglicht.
FSU / RK