Hüpfende Kristalle
Akustische Analyse erlaubt Bestimmung des raschen Phasenübergangs bei hüpfenden Kristallen.
Bestimmte organische Kristalle hüpfen herum, wenn sie erhitzt werden. Ursache ist ein extrem rascher Wechsel ihrer Kristallstruktur. Wissenschaftler zeigen nun, dass die Kristalle während dieses Vorgangs akustische Signale aussenden, die sich nutzen lassen, um die Charakteristika des Phänomens zu analysieren. So konnten sie belegen, dass es sich dabei um ein Analogon zu martensitischen Übergängen in Stahl und bestimmten Legierungen handelt.
Abb.: Schema des Experiments (Bild: K. Panda et al. / Wiley-VCH)
Martensit, eine Stahlform, die beim Abschrecken von Austenit-
Ausgehend von der Vermutung, dass die plötzliche Freisetzung der angesammelten elastischen Spannung in Hüpf-
Als Forschungsobjekt wählten die Forscher um Pane Naumov die pflanzliche Aminosäure L-Pyroglutaminsäure (L-PGA). Diese Hüpf-
Wie vermutet, erzeugen die Kristalle während der Umwandlung deutliche akustische Signale, die mit einem piezoelektrischen Sensor registrierbar sind. Anzahl, Amplitude, Frequenz und Form gaben den Forschern Hinweise zu Dynamik und Mechanismen des Effekts. So waren die Stärke und Energie der ersten akustischen Welle deutlich höher, die Anstiegszeit kürzer als bei den folgenden. Grund ist die effizientere Ausbreitung der elastischen Welle durch das defektfreie Medium zu Anfang des Phasenübergangs. Mit fortschreitender Umwandlung nimmt die Zahl der Mikrorisse zu. Dadurch wird elastische Spannungsenergie abgebaut.
Die Phasengrenze zwischen den Kristallformen schreitet in L-PGA mit 2,8 Meter pro Sekunde voran, einige tausend Mal schneller als bei anderen Phasenübergängen. Dabei sind sich die beiden Kristallstrukturen ähnlicher als erwartet: Während der Umwandlung finden Expansionen in zwei Raumrichtungen und eine Kontraktion in der dritten statt, die aber alle im Bereich von nur 0,5 bis 1,7 Prozent liegen.
„Unsere Studie belegt, dass die Hüpf-Kristalle eine Materialklasse analog zu anorganischen Martensiten sind. Dis könnte von enormer Bedeutung für Anwendungen wie vollständig organische Elektronik sein“, so Naumov. „Akustische Emissionstechniken liefern endlich direkte Einblicke in diese raschen Übergänge. Unsere Ergebnisse sprechen dafür, dass organische Materialien, die normalerweise als weich und zerbrechlich wahrgenommen werden, und härtere Stoffe, wie Metalle und Legierungen, zumindest auf der molekularen Ebene gar nicht so unterschiedlich sind. Die Erforschung organischer Festkörper könnte ein besseres Verständnis für die damit verbundenen makroskopischen Effekte eröffnen.“
Wiley-VCH / DE