Hyperpolarisation in molekularen Systemen
Neuer SFB führt magnetische Resonanz, Spintronik und Spin-Chemie zusammen.
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft hat einen Antrag der Universität Leipzig und der TU Chemnitz für einen gemeinsamen Sonderforschungsbereich/Transregio bewilligt. Die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler werden die „Hyperpolarisation in molekularen Systemen“ erforschen. Sie wollen wesentliche Grundlagen etwa für weitere Fortschritte in der molekularen Diagnostik in der Medizin schaffen. Für das Verbundprojekt stellt die DFG in einer ersten, knapp vierjährigen Förderperiode mehr als dreizehn Millionen Euro zur Verfügung.
29 Professorinnen und Professoren sowie Nachwuchsforschende beider Universitäten und weitere externe Forschungspartner werden sich im Sonderforschungsbereich HYP*MOL mit der Elektronen- und Kernspin-Hyperpolarisation in molekularen Systemen beschäftigen. „Die Förderzusage ist für alle Beteiligten ein Grund zur Freude und zugleich ein großer Ansporn“, sagt Eva Inés Obergfell, Rektorin der Universität Leipzig. „Die Hyperpolarisation gilt als spannendes, sich rasant entwickelndes Forschungsfeld. Ich denke, dass unser Forschungsteam neue, international sichtbare Erkenntnisse beitragen wird.“
„Ich freue mich sehr über die Bewilligung des Sonderforschungsbereichs/Transregios HYP*MOL und danke allen Beteiligten, allen voran dem Leipziger Kollegen Jörg Matysik und unserer Kollegin Georgeta Salvan, sehr herzlich für ihr äußerst erfolgreiches Engagement“, sagt Gerd Strohmeier, Rektor der TU Chemnitz. „Der Sonderforschungsbereich/Transregio ist eine bedeutende Bereicherung unserer Kernkompetenz Materialien und intelligente Systeme und steht für eine fruchtbare und erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen der Universität Leipzig und der TU Chemnitz.“
Bislang wurde am Spin von Atomkernen und Elektronen in drei getrennten Forschungsbereichen der Chemie und der Physik gearbeitet in der magnetischen Resonanz, in der Spintronik und in der Spin-Chemie. Im Mittelpunkt steht dabei immer die kontrollierte Erzeugung einer kurzlebigen Spin-Ordnung von Elektronen oder magnetischen Atomkernen, also einer Hyperpolarisation und deren praktische Anwendung, zum Beispiel in der Medizin, Elektronik und Katalyse. „Die Hyperpolarisation gibt bestehenden Anwendungen der magnetischen Resonanz, zum Beispiel in der Medizin, neue Impulse und öffnet die Tore zu aufregenden neuen Möglichkeiten“, sagt Jörg Matysik von der Universität Leipzig, Sprecher des Sonderforschungsbereiches. „Beispielswiese könnte die Magnetresonanztomographie in Krankenhäusern schneller und präziser werden. Rein organische elektronische Bauelemente auf flexiblen Trägern könnten mit Licht und einem Magnetfeld gesteuert werden. Auch neue Ansätze in der Photokatalyse für die Wasserstoffherstellung könnten zustande kommen.“
Um wesentliche Beiträge zum grundlegenden Verständnis der Erzeugung von Elektron- und Kernspin-Hyperpolarisation, ihres Transports durch molekulare Strukturen und ihrer Kontrolle leisten zu können, werden im SFB/Transregio „HYP*MOL“ nun erstmals die Felder der magnetischen Resonanz, der Spintronik und der Spin-Chemie zusammengeführt und eine gemeinsame Wissensbasis geschaffen. „Die dreizehn Teilprojekte von HYP*MOL bieten eine kritische Masse für die Entwicklung von einerseits auf Hyperpolarisation basierenden Methoden für Struktur, Bildgebung und Sensorik und andererseits für rational entworfene molekulare Systeme für Hyperpolarisation. Alle Projekte werden von interdisziplinären Teams durchgeführt, die Expertinnen und Experten in den Bereichen Synthese, Analytik und Theorie vereinen“, fügt Georgeta Salvan von der TU Chemnitz hinzu.
Mit dem neuen SFB/Transregio wird auch ein Graduiertenkolleg eingerichtet. Junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sollen darin geschult werden, über den Horizont eines einzelnen Forschungsgebiets hinauszuschauen und Konzepte aus den drei durch den Transregio verbundenen Feldern zu nutzen. Beteiligt am SFB HYP*MOL“ sind neben der Universität Leipzig und der TU Chemnitz auch die Rheinisch-Westfälische Hochschule Aachen, die Universität Augsburg, das Leibniz-Institut für Oberflächenmodifizierung Leipzig, die TU München, die Universität Oldenburg und die Universität Rostock. An dem stark interdisziplinären Vorhaben arbeiten Forschende aus den Bereichen Medizin, Biochemie, Chemie, Physik und Informatik eng zusammen.
U Leipzig / TU Chemnitz / JOL