Identifikation einer historischen Nova
Klassische Nova und Zwergnova entpuppen sich als ein und dasselbe System – beobachtet zu verschiedenen Zeiten.
Am 11. März 1437 beobachteten die königlichen Astronomen Koreas das Aufleuchten eines „neuen Sterns“ in der Konstellation Wei, die dem Schwanz des Sternbilds Skorpion entspricht. Etwa 14 Tage lang konnten die Astronomen den neuen Stern sehen, dann war er wieder verschwunden. Aus heutiger Sicht ist damit klar, dass es sich um eine schnell abklingende klassische Nova gehandelt hat und nicht um eine Supernova, die sehr viel länger am Himmel sichtbar gewesen wäre. Die koreanischen Astronomen beschreiben in ihren Aufzeichnungen die Lage des neuen Sterns sehr genau: Er stehe „ein halbes Chi“ – etwa ein Bogengrad – neben einem der Sterne der Konstellation, gemeint ist vermutlich Zeta oder Eta Scorpii. Doch obwohl es sich bei der Nova von 1437 um eine der am besten lokalisierten historischen Novae handelt, konnte bislang weder ein Nova-
Abb.: Der Überrest der Nova von 1437. Die beiden roten Striche markieren die Position des kataklysmischen Veränderlichen, das blaue Kreuz die aus der Eigenbewegung errechnete Position dieses Sterns zum Zeitpunkt der Nova-
Ein internationales Team um Michael Shara vom American Museum of Natural History in New York hat jetzt eine Vielzahl historischer Himmelsaufnahmen der fraglichen Region durchforstet – mit Erfolg. Die Forscher starteten ihre Suche auf Archivbildern des 1,2 Meter großen britischen Schmidt-
Bei klassischen Novae handelt es sich um Eruptionen in als „kataklysmische Veränderliche“ bezeichneten Doppelsternen. Von dem einen Stern eines solchen Systems – üblicherweise einem roten Zwergstern oder rotem Unterriesen – strömt dabei Materie in eine Akkretionsscheibe um den zweiten Stern, einem weißen Zwerg. Ist vom inneren Rand der Akkretionsscheibe ausreichend Gas auf die Oberfläche des weißen Zwergs hinabgeregnet, so kommt es zu einer thermonuklearen Kettenreaktion, die aber auf die Oberfläche beschränkt bleibt. Ein solcher Nova-
Abb.: Diese Bildserie zeigt einen Zwergnova-
Bei dem im Zentrum der von Shara und seinen Kollegen aufgespürten Gaswolke stehenden Stern handelt es sich jedoch nicht um einen kataklysmischen Veränderlichen – die Suche musste also weitergehen. Schließlich stießen die Forscher 15 Bogensekunden vom Zentrum des Nova-
Bislang war unklar, warum manche kataklysmische Veränderliche als Nova, andere wiederholt als Zwergnovae aufleuchten. Die Beobachtungen von Shara und seinen Kollegen zeigen jetzt, dass es sich um zu verschiedenen Zeiten auftretende Phänomene ein und desselben Sterns handelt. Weitere Beobachtungen – möglichst auch an ähnlichen historischen Novae – müssen nun zeigen, welche Prozesse zu den unterschiedlich starken Eruptionen führen.
Rainer Kayser
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