Immer höher
Vor 75 Jahren erreichte der Schweizer Physikprofessor und Naturforscher Auguste Piccard mit seinem Ballon die Rekordhöhe von 15781 Metern.
Genf (dpa) - Vor 75 Jahren ging der Schweizer Physikprofessor und Naturforscher Auguste Piccard in die Luft. Am 27. Mai 1931 stieg er mit seinem Ballon von Augsburg-Gersthofen in die Stratosphäre auf und erreichte die Rekordhöhe von 15 781 Metern. Bei einem zweiten Flug am 18. August 1932 kam er nach einem Start in Dübendorf bei Zürich auf zuvor unerreichte 16 770 Meter Höhe und landete südlich des Gardasees. Und als es nicht mehr höher ging, verschwand Piccard in der Tiefe, wo er es als erster immerhin auf 1100 Meter unter dem Meeresspiegel brachte. Die Vorstellungen des Science-Fiction- Erfinders Jules Verne waren Piccards Inspiration.
Genau 30 Minuten hatten Piccard und sein Assistent Paul Kipfer gebraucht, um über 15 Kilometer in die Höhe zu steigen. Und er war somit der erste Mensch, der die Erde aus dieser Entfernung und Perspektive zu Gesicht bekam. Unterstützung für sein Projekt hatte der am 28. Januar 1884 in Lutry im Schweizer Kanton Wallis geborene Piccard vom belgischen König bekommen, mit dessen finanzieller Hilfe er die Stratosphäre, also die Erdhülle zwischen acht und 50 Kilometer Höhe, erforschen sollte. Piccard war damals Professor in Brüssel.
Doch nur diese beiden Flüge waren so richtig erfolgreich. Der erste Rekord mit dem Ballon vor 75 Jahren endete jedoch nach einem Leck in der luftdichten Druckausgleichskabine, die an einer mit Gas gefüllten Hülle von 30 Metern Durchmesser angehängt war, unsanft in den Tiroler Alpen. Der Triumph kam mit dem Höhenrekord auf fast 17 Kilometer. Zürich bereitet dem Pionier damals einen jubelnden Empfang. Wichtig war auch seine Erfahrung, dass es - zumindest nach den damaligen Erkenntnisse - in dieser Höhe keine für den Menschen gefährlichen Strahlen gab. Das ebnete auch dem Flugverkehr den Weg.
Fast 30 Jahre lang hatte zuvor der Höhenrekord bei fast 11 000 Metern gelegen - durch einen Heißluftballon, in dem die Deutschen Arthur Berson und Reinhard Süring vom Meteorologischen Observatorium Potsdam am 31. Juli 1901 in einem offenen Korb gesessen hatten. Auguste Piccards Zwillingsbruder Jean, ein Chemieprofessor, schaffte es, am 23. Oktober 1934 in Detroit mit seiner Frau Jeannette, auf 17 341 Metern zu kommen. Doch da war Auguste schon in den Tiefen des Meeres abgetaucht. Er starb am 25. März 1962 in Lausanne.
Im Genferseemuseum in Nyon lebt die Pioniertat Auguste Piccards nun neu auf. Dort werden vom 27. Mai an bisher unveröffentlichte Fotos der ersten Stratosphären-Ballonfahrt und der Abenteuer Piccards gezeigt. Seinen Rekord hielt Piccard, der als Vorlage für Professor Bienlein des Comiczeichners Hergé gedient haben soll, bis in die 1960er-Jahre. «Die Fotos wurden uns vom Enkel des Fotografen angeboten», sagte der Museumskonservator Jean-François Rubin. Der Sohn von Auguste Piccard, der Ozeanograph Jacques, habe die Fotos bereits studiert und große Freude gehabt, sagte Rubin weiter. Er habe sich auf einigen der rund 70 Schwarz-Weiss-Bilder als kleines Kind erkannt.
Von Heinz-Peter Dietrich, dpa
Weitere Infos:
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Musée du Léman, Quai Louis-Bonnard 8, 1260 Nyon Öffnungszeiten 10.00-17.00 Uhr, montags geschlossen, außer an Feiertagen.
Internet: http://www.museeduleman.ch/info_apropos.html