Informations-Speicherung in antiferromagnetischen Materialien
Ströme sind zur Manipulation antiferromagnetischer Materialien deutlich effizienter als Magnetfelder.
Konventionelle Elektronik auf Siliziumbasis stößt aufgrund der kontinuierlichen technologischen Entwicklung zunehmend an physikalische Grenzen, etwa bei der Größe des Bits oder der Anzahl der benötigten Elektronen, um eine Information zu speichern. Eine Alternative bietet die Spintronik, insbesondere die antiferromagnetischen Materialien. Dabei werden nicht nur die Elektronen selbst genutzt, um Informationen zu speichern, sondern auch ihr Spin, der eine magnetische Information enthält. Auf diese Weise lassen sich doppelt so viele Informationen im selben Raum speichern. Bislang war jedoch umstritten, ob es überhaupt gelingen kann, Informationen auf antiferromagnetischen Materialien elektrisch zu speichern.

Forscher der Uni Mainz haben jetzt in Zusammenarbeit mit der Tohoku University in Japan nachgewiesen, dass es funktioniert. „Wir konnten nicht nur zeigen, dass eine Informationsspeicherung in antiferromagnetischen Materialien grundsätzlich möglich ist, sondern darüber hinaus sogar messen, wie effizient Informationen in isolierenden antiferromagnetischen Materialien elektrisch geschrieben werden können“, erklärt Lorenzo Baldrati von der Uni Mainz. Für ihre Messungen nutzten die Forscher den antiferromagnetischen Isolator Kobaltoxid CoO – ein Modellmaterial, das den Weg für Anwendungen ebnet.
Das Ergebnis: Ströme sind zur Manipulation antiferromagnetischer Materialien deutlich effizienter als Magnetfelder. Diese Entdeckung eröffnet den Weg für Anwendungen, von Smartcards, die nicht durch externe Magnetfelder gelöscht werden können, bis hin zu ultraschnellen Computern dank der überlegenen Eigenschaften von Antiferromagneten gegenüber Ferromagneten reichen. In weiteren Schritten wollen die Forscher untersuchen, wie schnell sich die Informationen speichern lassen und wie kleinräumig die Speicher beschrieben werden können.
JGU / RK
Weitere Infos
- Originalveröffentlichung
L. Baldrati et al.: Efficient Spin Torques in Antiferromagnetic CoO/Pt Quantified by Comparing Field- and Current-Induced Switching, Phys. Rev. Lett. 125, 077201 (2020); DOI:10.1103/PhysRevLett.125.077201 - Kläui-Laboratory, Institut für Physik, Johannes-Gutenberg-Universität Mainz