Infrastruktur aus der Luft erfassen
Fliegender Laser-Scanner liefert dreidimensionale Bilder auch schwer zugänglicher Gebiete.
Die Veränderung der Infrastruktur durch das Bevölkerungswachstum, den zunehmenden Verkehr oder den Klimawandel macht eine verlässliche und effiziente Überprüfung zunehmend wichtiger. Oftmals ist eine Vermessung vom Boden aus nicht möglich, nicht schnell genug oder sehr aufwändig. Geometrische Messungen großer Gebiete werden daher bereits heute von Hubschraubern, Flugzeugen oder Satelliten aus durchgeführt. Die dadurch entstehenden Kosten sind erheblich. Mit neuen, leichtgewichtigen Messsystemen, getragen von Unmanned Aerial Vehicles, könnten die Kosten für solche Infrastrukturmessungen in Zukunft deutlich gesenkt werden.
Abb.: Nicht einmal zehn Minuten benötigt der fliegende Laser-Scanner, um die komplexen Strukturen eines Areals von mehreren hundert Quadratmetern zu erfassen, auszuwerten und zu visualisieren. (Bild.: Fh.-IPM)
Im Rahmen eines europäischen Forschungsprojekts entwickeln Forscher des Fraunhofer-Instituts für Physikalische Messtechnik deshalb besonders leichte Laserscanner und Multi-Kamerasysteme, die auf kleine, unbemannte Luftfahrzeuge montiert werden können. Sie sollen dreidimensionale Daten großer, mitunter schwer zugänglicher Infrastrukturgebiete liefern. Damit das Messsystem von UAVs getragen werden kann, sollte es nicht mehr als zwei Kilogramm wiegen und nicht größer als ein Schuhkarton sein.
Aufbauend auf den Erfahrungen bei der Umsetzung mobiler Laserscanner für den Einsatz auf unterschiedlichen Plattformen, arbeitet das Team derzeit daran, das Gesamtkonzept so anzupassen, dass der Einsatz auf UAV einfach und flexibel möglich ist. Die Messeinheit ist unabhängig von der UAV-Plattform und kann daher problemlos für unterschiedliche Herstellerfabrikate angepasst werden. Im Projekt wird ein UAV des Projektpartners Airrobot verwendet. Das kommerziell erhältliche UAV wird durch eine spezielle Montagevorrichtung, Positionierungs- und Orientierungssensoren und eine Datenverbindung zur Bodenstation erweitert.
Das Laser-Scanmodul misst die Entfernung zum Objekt 40.000 Mal pro Sekunde auf Basis von Lichtlaufzeitmessungen. Aus der Zeit, die der Lichtpuls benötigt, um vom Messsystem zu einem Objekt und wieder zurück zu gelangen, lässt sich die Entfernung zum Objekt errechnen. Ein sich schnell drehender Polygonspiegel bewegt den Laserstrahl zwanzig Mal pro Sekunde über einen Winkelbereich von neunzig Grad und sorgt so dafür, dass der Strahl nur kurz auf einem Punkt verweilt. So wird die Augensicherheit des Laser-Scanners garantiert und eine hohe Rate an Messpunkten erreicht, aus denen sich ein präzises 3D-Modell der Oberfläche ergibt.
Der Arbeitsbereich des Laser-Scanners liegt bei etwa 250 Metern, die erreichbare relative Genauigkeit abhängig von den äußeren Bedingungen im Bereich weniger Zentimeter. Das kommerziell erhältliche Laser-Messmodul wurde im Hinblick auf die Anwendungen stark angepasst und mit entsprechender Elektronik erweitert. Unter anderem wurde es mit einem Speicher-BUS ausgerüstet. Dadurch wird eine Koppelung mit einem Multi-Kamerasystem zur schnellen und satellitenunabhängigen Positionierung und Orientierung möglich. Aus diesem Grund eignet sich das Gesamtsystem besonders für den Einsatz in abgelegenen Gebieten ohne Satelliten-Empfang. Durch die Befestigung an den kleinen Plattformen können nun erstmals Bereiche vermessen werden, in denen ein Vordringen mit vom Boden aus arbeitenden Messsystemen unmöglich wäre. Die Sicherheitsüberwachung der Infrastruktur kann auf diesem Wege verbessert werden.
Am Ende einer entsprechenden Messung steht eine 3D-Punktwolke zur Verfügung. Die gewonnenen Daten werden an eine Datenbank übermittelt, gespeichert und analysiert. Eventuelle Unterschiede zwischen Ist- und Soll-Werten oder zwischen Messungen, welche zu unterschiedlichen Zeitpunkten erfasst wurden, können analysiert werden.
Fh.-IPM / RK