Innovative Technologien für Satelliten
Raffiniert gebaute Kleinsatelliten kommen ohne Verkabelung aus.
Manche Satelliten sind nur wenig größer als eine Milchtüte. Solche Kleinsatelliten sollen jetzt eine weiter vereinfachte Architektur bekommen und dadurch noch leichter und kostengünstiger werden: Dieses Ziel verfolgen die Teams von Sergio Montenegro von der Uni Würzburg und Enrico Stoll von der TU Braunschweig. Ihr gemeinsames Vorhaben INNOcube wird vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt aus Mitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie gefördert. An dem Projekt werden auch Studenten mitarbeiten, etwa im Rahmen von Praktika und bei Bachelor- und Masterarbeiten.
Im Zentrum des Satellitenbaus stehen zwei hoch innovative Technologien: Skith und Wall#E. Letztere wurde in Braunschweig am Institut für Raumfahrtsysteme entwickelt. Es handelt sich dabei um eine spezielle Faserverbundstruktur, die elektrische Energie speichern kann und sich gleichzeitig als tragende Struktur des Satelliten nutzen lässt. „Dieser Art von Akku ermöglicht eine deutliche Massen- und Volumenreduzierung eines Satelliten bei gleichbleibender Leistungsfähigkeit“, sagt Stoll. Die Abkürzung Wall#E steht für „Fiber Reinforced Spacecraft Walls for Energy Storage“.
Von der Uni Würzburg stammt die kabellose Satelliten-Infrastruktur Skith – kurz für: „Skip the harness“. Sie macht die interne Verkabelung der Satelliten-Bauteile überflüssig, indem sie eine Datenübertragung mit Ultra-Breitband-Funk ermöglicht. „Durch die geringe Signalstärke der Funkmodule werden die hochempfindlichen Instrumente an Bord des Satelliten nicht gestört“, erklärt Montenegro. Skith sorge außerdem dafür, dass Masse, Komplexität und Integrationsaufwand des Satelliten kleiner werden. So könne man zum Beispiel einzelne Satellitenkomponenten auch kurz vor dem Raketenstart unkompliziert austauschen.
Der Kleinsatellit INNOcube, in den Skith und Wall#E erstmals integriert sind, soll voraussichtlich Ende 2023 mit einer Rakete in den Orbit gebracht werden. Das ausgiebige Testen und Evaluieren des Satelliten werden etwa ein Jahr in Anspruch nehmen. Dabei umkreist der Satellit die Erde in 350 bis 600 Kilometern Höhe. Er wiegt etwa vier Kilogramm, seine Abmessungen sind 34 × 10 × 10 Kubikzentimeter.
Die Erkenntnisse aus den Orbit-Tests sollen sowohl in irdische als auch in raumfahrtbezogene Technologien einfließen. Denkbar ist zum Beispiel, dass die Kombination aus Skith und Wall#E den Bau von Flugzeugen mit weniger Kabeln und energiespeichernden Außenwänden ermöglicht. Das würde Gewicht sparen und könnte womöglich die Tür zum elektrischen Fliegen öffnen.
U. Würzburg / RK
Weitere Infos
- Informationstechnik für Luft- und Raumfahrt (S. Montenegro), Institut für Informatik, Julius-Maximilians-Universität Würzburg
- Institut für Raumfahrtsysteme (E. Stoll), Technische Universität Braunschweig