Inside LHC
„Shutdown: no beam“ heißt es derzeit am LHC – deutsche Journalisten durften einen exklusiven Blick in die Weltmaschine werfen.
Dass der Large Hadron Collider derzeit für seine Höchstenergie von 14 TeV aufgerüstet wird, gibt den Wissenschaftlern die Gelegenheit, ihre Experimente zu warten und zu verbessern. So sind sie derzeit auch alles andere als untätig. Nicht zuletzt sind noch nicht alle Daten genau ausgewertet, und die Vorbereitungen für die Zeit nach dem nächsten "Shutdown" sind auch bereits im Gange. Die Umbaupause eröffnet aber die Möglichkeit, die Anlage zu besichtigen, wenn auch in begrenztem Maße.
Abb.: CERN-Generaldirektor Rolf-Dieter Heuer (r.) stellte sich den Fragen der Journalisten zum Fund des Higgs-Bosons und der Zukunft des LHC. (Bild: O. Dreissigacker, Wiley-VCH)
Die CERN-Mitgliedsländer können im Rahmen der „National Media Visits“ Pressevertreter aus dem Print-, Radio- und Online-Bereich stellen, welche die Möglichkeit einer Besichtigung des Tunnels und der Experimente erhalten. Wenn der LHC bei voller Energie läuft, ist es wegen der Strahlenbelastung nicht möglich, ins Innere zu gelangen. Nach der nächsten längeren Betriebsphase dürfte ist es dann für eine Weile ausgeschlossen, ohne entsprechende Schutzkleidung an die Experimente zu gelangen, erst recht für Besucher.
Abb.: Dirk Eidemüller, Oliver Dreissigacker, Alexander Pawlak vor einem Wandbild des ALICE-Experiments. (v. l. n. r.; Bild: Thilo Körkel / Wiley-VCH)
Die „deutsche Kommunikation des CERN“ mit Sitz am DESY hatte jetzt daher fast zwanzig Journalisten, Redakteure und Autoren eingeladen, an zwei Tagen die Maschine und zwei der Experimente – ATLAS und ALICE – in Augenschein zu nehmen. Die Wissenschaftler, die sich bereitwillig zu Gesprächsrunden einfanden, ermöglichten sogar spontan noch eine Tour in den LHCb-Detektor. Aufgrund der herausgeschobenen Elemente lässt sich derzeit tatsächlich ins Innere des Detektors gelangen!
Die Eindrücke und Informationen vor Ort machen deutlich, warum tausende von Physikerinnen und Physiker nötig sind, um den größten Teilchenbeschleuniger der Welt zu bauen und zu betreiben. Kaum ein Bauteil gibt es von der Stange, sogar die Messtechnik muss meist eigens entwickelt werden. Für alle Teilnehmer der Besichtigung erschließt sich der LHC so auf eine neue Weise, über die wissenschaftlichen Ergebnissen und nüchternen Zahlen der Maschine und der Experimenten hinaus. Dies wird die künftige Berichterstattung definitiv bereichern.
Abb.: Die geöffnete Strahlungsabschirmung gibt den Blick ins Herz des ALICE-Experiments frei. (Bild: O. Dreissigacker, Wiley-VCH)
Alle erwarten gespannt den Neustart des LHC, der für das Jahr 2015 angesetzt ist. Doch bis es soweit ist, gilt es, die Beamline-Magnete zu erneuern und komplett neu zu verkabeln. In die Experimente werden zudem verbesserte Komponenten eingebaut. Insbesondere versuchen die CERN-Forscher, mit ihren Detektoren noch näher an die Reaktionen im Strahlrohr zu kommen, das sie dafür verkleinern. Zusammen mit der gesteigerten Energie und erhöhten Luminosität erhoffen sich die Kollaborationen nicht nur neue Erkenntnisse über die Natur des entdeckten Higgs-Bosons, sondern auch über die Natur der Dunklen Materie und die Vergangenheit des Universums.
Oliver Dreissigacker & Alexander Pawlak