26.07.2016

Inversionsschicht lässt Nordlichter knacken und knistern

Entladungen in einer Sperrschicht der unteren Erd­atmo­sphäre er­zeugen Töne.

Die mit Nordlichtern einhergehenden Geräusche entstehen relativ dicht am Boden, in einer Höhe von rund siebzig Metern. Das zeigte 2012 ein Forscher­team um Unto Laine von der Aalto-Uni­ver­sität in Helsinki. Nun fand Laine eine Erklärung für die Ent­stehung der Töne durch die Kombi­nation eigener Messungen mit den Tempe­ra­turpro­filen des finnischen Meteo­ro­logischen Instituts. Nach seiner neuen Inver­sions­hypo­these entsteht das Knacken und Knistern, wenn ein Magnet­sturm in dem als Inver­sions­schicht bezeich­neten Bereich der Erd­atmo­sphäre die kumu­lierten elek­trischen Ladungen akti­viert, wodurch es zu einer Ent­ladung kommt.

Abb.: Grafische Darstellung der Inver­sions­hypo­these zur Ent­stehung der mit Nord­lich­tern ver­bun­denen Ge­räusche. (Bild: Aalto-U.)

Normalerweise sinkt die Temperatur mit steigender Höhe. Bei starkem Frost und all­ge­mein bei klarem Himmel ist es abends und während der Nacht jedoch in Boden­nähe am kältesten. Danach beginnt die Tempe­ratur zu steigen. Bei einem wind­stillen Abend vermischt sich die am Tag erwärmte Luft nicht, sondern steigt nach oben in Richtung kälterer Schichten, durch die sie nicht hin­durch­kommt. Und das gälte auch für die Ladungen von der Erd­ober­fläche, die sie mit­führt, erklärt Laine die Ent­stehung der Schicht. Über der Sperr­schicht sammeln sich dement­sprechend positive Ladungen. Schließ­lich bringt ein Magnet­sturm diese Ladungen zur Entladung, wodurch messbare magne­tische Impulse und Knack- und Knister­geräusche ent­stehen.

Laut Laine erklärt die Inversionshypothese sehr gut, warum die Geräusche des Nord­lichts nur bei wind­stillem Wetter beob­achtet werden. Sogar ein leichter Wind ver­hindert die Ent­stehung einer Inver­sions­schicht, wodurch auch keine Geräusche ent­stehen. Laine betont, dass die Hypo­these keine anderen Mecha­nismen aus­schließe. Sie erkläre jedoch zum ersten Mal alle Unsicher­heiten in Bezug auf die Ent­stehung der Nord­licht­ge­räusche. So bean­twortet die Inver­sions­schich­thypo­these die Frage, warum die Geräusch­wahr­nehmungen fast zeit­gleich mit den visu­ellen Wahr­nehmungen gemacht werden: Aus einer Höhe von 75 Metern erreicht der Schall schon nach etwa 0,2 Sekunden das mensch­liche Ohr.

Aalto-U. / RK

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