23.05.2008

Japaner setzen verstärkt auf Hybrid

Vor dem Hintergrund der rekordhohen Ölpreise und des Kampfes gegen den Klimawandel setzen die japanischen Automobilkonzerne verstärkt auf die Hybrid-Technologie.

Ölpreisschock und Klimawandel



Tokio (dpa) - Vor dem Hintergrund der rekordhohen Ölpreise und des Kampfes gegen den Klimawandel setzen die japanischen Automobilkonzerne verstärkt auf die Hybrid-Technologie. Während Hybrid-Pioneer und Branchenprimus Toyota von seinem erfolgreichen Prius-Modell inzwischen mehr als eine Million Autos abgesetzt hat, will nun auch Konkurrent Honda das Hybrid-Geschäft weiter forcieren. So kündigte die Nummer Zwei dieser Tage ein neues relativ kostengünstiges Modell für das kommende Jahr an, was den Absatz der derzeit noch teuren Hybrid-Technologie stark beschleunigen könnte.

Zwar wird der Hybrid, also die Kombination aus herkömmlichen Motor und Elektroantrieb, letztlich nur als Übergangslösung angesehen. Langfristig halten die Hersteller das reine Elektroauto, das an der Steckdose aufgeladen wird, oder auch Brennstoffzellen-Antriebe für bessere Lösungen. Derzeit jedoch sei Hybrid die «praktikabelste und effizienteste Technologie», um den CO2-Ausstoß zu reduzieren, befand Honda-Konzernchef Takeo Fukui bei der Ankündigung eines kompakten fünftürigen Hybrid-Autos für fünf Personen, das ab dem kommenden Frühjahr in Europa, Nordamerika und Japan verkauft werden soll.

Zwar arbeiten die Hersteller auch an anderen umweltfreundlichen Technologien wie Wasserstoffzellen-Antrieben. Doch sind die Kosten noch sehr hoch und die Verfügbarkeit von passenden Tankstellen gering. Daher wollen die Japaner zunächst dem Hybrid zum Durchbruch verhelfen. Bislang ist auch ein Hybrid teuer und kommt selbst in Japan nur auf einen geringen Marktanteil. Daher müssen vor allem die Produktionskosten gesenkt werden, was Honda gelungen zu sein scheint.

Der Konzern hat für sein neues Modell zwar noch keinen Preis festgesetzt, das Auto werde aber nur etwa 200 000 Yen (1200 Euro) teurer sein als ein vergleichbarer Benziner, hieß es. Es sei wichtig, in eine «neue Phase» hin zur hohen Verbreitung von Hybrid zu treten, sagte Fukui, der «grüne Autos» und vor allem den Hybrid als Pfeiler seiner Geschäftsstrategie betrachtet. So ist auch ein sportliches Modell mit der Bezeichnung CR-Z-Hybrid geplant, ein kompakter Civic Hybrid und zusätzlich eine Hybrid-Version des Kleinwagens Fit, der in Deutschland Jazz heißt. Mit allen Modellen zusammen will Honda bis 2020 einen Jahresabsatz von etwa 500 000 Fahrzeugen erreichen.

Wenn auch die anderen Hersteller ihre Hybrid-Modelle künftig günstiger bauen und damit dann auch Geld verdienen können, könnte der Hybrid tatsächlich zum Massenmarkt werden. So will auch Toyota das Hybrid-Geschäft weiter ausbauen. Der Konzern, der mit dem Prius 1997 weltweit das erste Modell in Massenproduktion herausbrachte, will den globalen Hybrid-Absatz im Verlauf des nächsten Jahrzehnts auf eine Million jährlich steigern. Und auch die Nummer Drei des Landes, Renault-Partner Nissan, will bei der Entwicklung von umweltfreundlichen Autos wie Hybrid zur Konkurrenz aufschließen.

Anders als Branchenprimus Toyota sowie Honda hat Nissan bislang noch keinen eigenen Hybrid auf dem heimischen Markt herausgebracht. Der Konzern verspricht sich jedoch langfristig am meisten von Elektroautos. «Nissan ist fest davon überzeugt, dass die ultimative Lösung für die nachhaltige Mobilität in Fahrzeugen mit null Emission liegt», erklärte Nissan-Vize-Präsident Carlos Tavares. So kündigte der Konzern kürzlich an, im kommenden Jahr mit der Massenfertigung von Lithium-Ion-Batterien für umweltfreundliche Autos zu beginnen.

Hierzu werden Nissan und der Elektronikkonzern NEC über drei Jahre hinweg zwölf Milliarden Yen (74 Millionen Euro) in eine neue Fertigungsanlage in Zama in Tokios Nachbarprovinz Kanagawa investieren. Als erstes sollen die neuen Lithium-Ion-Batterien in kleinen Lastwagen auf dem heimischen Markt zum Einsatz kommen. In der Branche wird erwartet, dass Nissan sie dann in einem weiteren Schritt 2010 in Elektro-Autos in den USA und Japan verwenden und Modelle in Massenfertigung für den globalen Markt in 2012 herausbringen wird.

Von Lars Nicolaysen, dpa

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