Junge Lavaströme auf der Venus
Kombination der Daten von Venus Express und Magellan ermöglicht Kartierung vulkanischer Struktur
Die europäische Mission Venus Express lieferte von 2006 bis 2014 eine enorme Fülle an Messdaten und Aufnahmen von der Atmosphäre und Oberfläche des Schwesterplaneten der Erde. Anhand von spektroskopischen Messungen im nahen Infrarot-
Abb.: Der Vulkan Idunn Mons auf der Venus. (Bild: DLR)
D’Incecco und seine Kollegen kombinierten die Infrarot-Messungen von Venus Express mit räumlich viel höher aufgelösten topographischen Radardaten der NASA-
Der Orbit von Venus Express gestattet es, insbesondere die Südhalbkugel der Venus in Wellenlängen des nahen Infrarot gut zu beobachten. Dazu wurde das Experiment VIRTIS – das „Visible and Infrared Thermal Imaging Spectrometer“ – eingesetzt, das in bestimmten Wellenlängen die von der Venusoberfläche abgegebene und durch die Venusatmosphäre dringende Wärmestrahlung aufzeichnete. Allerdings begrenzt die den ganzen Planeten permanent einhüllende Wolkendecke die räumliche Auflösung der VIRTIS-
Die DLR-Planetenforscher analysierten die Aufzeichnungen der Spitze und der Ostflanke des Vulkans Idunn Mons und stießen auf ungewöhnlich hohe Temperaturwerte für die Oberfläche. Die erhöhten Temperaturen deuten darauf hin, dass dieser Vulkan in geologisch relativ junger Vergangenheit aktiv gewesen sein könnte. Die Lavadecke auf dem Gipfelplateau des Idunn Mons hat dabei einen Durchmesser von stellenweise mehr als hundert Kilometern, auch die Lavaströme an den Flanken von Idunn Mons sind zwischen 50 und 150 Kilometer lang, was auf eine dünnflüssige Lava basaltischer Zusammensetzung hindeutet.
Hauptaufgabe von Venus Express war die Untersuchung der Dynamik und der Zusammensetzung der Venusatmosphäre, aber auch der Oberfläche des Planeten. Die Venus ist nur geringfügig kleiner ist als die Erde, ihre Entwicklung hat aber eine ganz andere Richtung genommen: Der Planet ist permanent von einer dichten Wolkenhülle umgeben, die Atmosphäre hat etwa neunzig Mal so viel Masse wie die der Erde und besteht hauptsächlich aus Kohlendioxid, das für einen enormen Treibhauseffekt mit Temperaturen an der Oberfläche von 440 bis zu fast 500 Grad Celsius sorgt. Der Gasdruck beträgt dort über neunzig Bar. Bisher sind die Wissenschaftler davon ausgegangen, dass die Venus zwar vor etwa 500 bis 600 Millionen Jahren global von Vulkanausbrüchen verändert wurde, es aber in der jüngeren geologischen Vergangenheit keinen aktiven Vulkanismus gab. Weder Magellan noch Venus Express zeigten zunächst Anzeichen hierfür.
VIRTIS war eines von sieben Experimenten an Bord von Venus Express. Mit dem in Italien, Frankreich und am DLR entwickelten Instrument wurden die untere Atmosphäre der Venus und die Temperaturen auf der Oberfläche in Wellenlängen der UV-
Hierbei wurde eine neue Auswertemethode eingesetzt, die in der DLR-Arbeitsgruppe Planetenspektroskopische Labore entwickelt wurde. Ziel der Studie war es, die Position und die Ausdehnung der Anomalien genauer eingrenzen zu können. Das ist mit der Identifikation der jüngsten Lavaströme an Idunn Mons auf Anhieb gelungen. Dabei wurden alle Lavaströme in ihrer Ausdehnung auf Basis der Radardaten kartiert. Dann wurden verschiedene Varianten für Intensität der Wärmeabstrahlung bei einer Wellenlänge von einem Mikrometer für jeden einzelnen Lavastrom auf die kartierten Lava-
Jede simulierte Szene wurde mit den Daten verglichen, die mit VIRTIS gemessen wurden. Für jede Simulation wurde die absolute Abweichung von den gemessenen Werten auf der Basis eines Quadratwurzel-
Die Studie der DLR-Planetenforscher wird zukünftige Projekte bei der Erforschung der Venus positiv beeinflussen, wie zum Beispiel die vorgeschlagene Discovery-
DLR / RK