04.12.2017

Katalyseweg für transparente Halbleiter

Neu entdeckter Metallaustausch-Prozess steigert die Ausbeute an Galliumoxid.

Halbleitende Oxide bilden eine neue und im Moment hoch­beachtete Material­klasse der Halbleiter­technologie. Galliumoxid ist das dafür typische Material, das mit extremer Hochspannungs­festigkeit und op­tischer Transparenz im tiefen ultra­violetten Spektral­bereich bisher uner­reichte elektronische Bau­elemente verspricht. Solche Bauele­mente basieren auf sehr dünnen und hochreinen Halbleiter­schichten, die mittels spezieller Abscheide­verfahren hergestellt werden. Jetzt konnten Wissen­schaftler vom Berliner Paul-Drude-Instituts für Festkörper­elektronik PDI das Kristall­wachstum von Galliumoxid erstmalig mit einem kataly­tischen Effekt in seiner Ausbeute drastisch zu steigen. Der Effekt ist nicht nur eine Neuent­deckung, er ist auch über­tragbar auf andere Materialien mit ähnlichen Eigen­schaften wie die des Gallium­oxids.

Abb.: Grafik einer durch die Metallaustausch-Katalyse mögliche Galliumoxid-Indiumoxid Überstruktur. Diese Halbleiter legen die Basis für neuartige Elektronik-Module. (Bild: PDI)

Die physika­lische Gasphasen­abscheidung ist eine der Kerntech­nologien zum Herstellen dünner hoch­reiner Halbleiter­schichten. Zu ihr zählt auch die Molekular­strahl­epitaxie (MBE), die bei den Untersuchungen zum Einsatz kam. Die Reaktions­chemie während der MBE ist deutlich einfacher als bei anderen viel komplexeren Techno­logien zur Halbleiter­herstellung. Die Forscher hatten daher nicht erwartet, dass im MBE-Prozess ein kataly­tischer Effekt auftreten könnte. Dieses Phänomen erklären sie sich durch einen neuen Mechanismus, den sie Metall­austausch-Katalyse nennen.

Die Unter­suchungen zeigen zum einen, dass bei Hinzufügen des Elements Indium die Wachs­tumsrate von Gallium­oxid während der MBE um ein Vielfaches ansteigt. Zum anderen formt sich Galliumoxid in der Anwesen­heit von Indium auch noch unter Bedin­gungen, unter denen es ohne dieses Element nicht mehr möglich wäre. Dabei bildet das Galliumoxid eine besondere Kristall­struktur aus, die sich einzigartig für die Kombi­nation von Galliumoxid- mit Indiumoxid­schichten in Hetero­strukturen eignet, wie sie in vielen Bauele­menten benötigt werden.

Aufgrund der einfachen Reaktions­chemie während der MBE sind die Forscher überzeugt, dass der beobach­tete Effekt allgemein­gültig und damit auf alle Materia­lien anwendbar ist, die vergleich­bare Eigen­schaften aufweisen wie die des Galliumoxids. PDI-Forscher Patrick Vogt sagt: „Die entdeckte Metall­austausch-Katalyse liefert einen völlig neuen Ansatz für das Wachstum von kristal­linen Materialien und eröffnet sehr wahr­scheinlich einen neuen Weg zu bisher unbe­kannten Halb­leiter-Bauele­menten.“

FVB / JOL

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