Keine Lehr-Empfehlungen für Unis
Der Wissenschaftsrat hat seine mit Spannung erwarteten Empfehlungen zur Verbesserung der Lehre an den Hochschulen zum dritten Mal verschoben.
Wissenschaftsrat legt erneut keine Lehr-Empfehlungen für Unis vor
Berlin (dpa) - Der Wissenschaftsrat hat seine mit Spannung erwarteten Empfehlungen zur Verbesserung der Lehre an den Hochschulen zum dritten Mal verschoben. Das einflussreiche Gremium, das Bundesregierung und Länder berät, vertagte die Verabschiedung des Papiers auf Juli. Der Vorsitzende des Wissenschaftsrates, Prof. Peter Strohschneider, sagte am Freitag in Berlin, der nahe liegende Eindruck, «da hat es gekracht», sei falsch. Es sei ein «umfassender Konsens» erreicht worden. Jetzt müsse noch am Text geschliffen werden. Studenten und Experten klagen in vielen Fachrichtungen über Professoren, die den Lehrstoff nur herunterbeten oder nicht auf dem Laufenden sind.
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) warf dem Rat vor, wieder eine Chance verpasst zu haben. Es sei zu fürchten, dass Bund und Länder das anhaltende Schweigen ihres wichtigsten Beratungsgremiums zum Vorwand nehmen könnten, die Hände in den Schoß zu legen, sagte GEW-Vorstand Andreas Keller. «Die Hochschulpolitik ist einseitig auf Exzellenz in der Forschung ausgerichtet. Der WR hätte die Chance gehabt, eine andere Prioritätensetzung anzumahnen.»
Fachleute warnen, dass die Weiterbildung von Professoren und die Ausstattung der Hochschulen wegen des kommenden Studentenbooms dringend verbessert werden müssen. Das kostet Geld. Nach Ansicht der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) brauchen die Hochschulen sofort fünf Milliarden Euro zusätzlich für die Lehre.
«Um die akademische Ausbildung deutlich zu verbessern, muss zunächst in die Grundausstattung investiert werden», sagte DFG- Präsident Matthias Kleiner der «Neuen Osnabrücker Zeitung» (Samstag). Die öffentlichen Mittel für diesen Zweck müssten von aktuell 25 Milliarden Euro jährlich noch einmal um 20 Prozent steigen.
Das Deutsche Studentenwerk (DSW) will Professoren über ihre Bezahlung dazu bringen, sich stärker mit Vorlesungen und Seminaren zu beschäftigen. «Gute Lehre korrespondiert aber auch mit aktueller, zeitgemäßer Forschung», sagte DSW-Generalsekretär Achim Meyer auf der Heyde der Zeitung. Anstelle von reinen Lehrprofessuren sei ein Besoldungsmodell sinnvoll, das gute Lehr- und Forschungsleistungen nach zuvor festgelegter Gewichtung entlohne.