01.12.2003

KEO überbringt Botschaften

Der Weltraumsatellit KEO soll Botschaften für die Menschen in 50.000 Jahren überbringen.

KEO überbringt Botschaften

Der Weltraumsatellit KEO soll Botschaften für die Menschen in 50.000 Jahren überbringen.

Paris (dpa) - KEO ist ein für Viele faszinierendes Projekt für die ferne Zukunft. KEO ist ein 200 Kilogramm schwerer Weltraumsatellit und soll im Jahr 2006, gefüllt mit Botschaften aus aller Welt für die Zukunft, von einer Ariane-Trägerrakete ins Weltall geschossen werden. In 50.000 Jahren kehrt er wieder zur Erde zurück - als eine Botschaft aus der Vergangenheit. Ein berechnetes Zusammenwirken von Ballistik, Anziehungskraft von Mond und Erde, Sonnenwind-Druck und Bremswirkung der Atmosphäre macht die Rückkehr des Kleinsatelliten ohne eigene Energiequelle möglich.

Der «Erfinder» von KEO heißt Jean-Marc Philippe. Seit 1994 sucht der französische Künstler und studierte Geophysiker nach einer Möglichkeit, Hoffnungen, Ängste und den Alltag der Menschen aus dieser Zeit für die Nachwelt zu konservieren. Mit KEO, dem ganz besonderen Nachrichten-Satelliten, hat er sie gefunden. «Jeder Mensch - ob groß oder klein, arm oder reich, berühmt oder unbekannt und von welchem Kontinent auch immer - kann uns eine Botschaft schicken», erklärt Philippe. Alle diese Nachrichten kommen unzensiert an Bord des Satelliten. «Leider haben wir aus Deutschland bisher nur sehr wenige Nachrichten bekommen», bedauert der Künstler.

Für 2006 ist der Start von KEO geplant. (Quelle: keo.org)

Wissenschaftler aller Fachrichtungen waren von Philippes Projekt begeistert. Die UNESCO wählte KEO zum «Vorhaben für das 21. Jahrhundert». Namhafte Raumfahrttechniker, Historiker und Philosophen arbeiten ehrenamtlich für KEO. Sie haben Schutzhüllen entwickelt, die den kugelförmigen Satelliten vor Weltraumstaub und den Folgen seines Aufpralls bei seiner Rückkehr auf die Erde schützen. Ganz spezielle Glasplatten sorgen dafür, dass die digitalen Botschaften die 50.000 Jahre lange Reise durch Raum und Zeit unbeschadet überstehen.

Zeichnungen, die Archäologen als universell, zeitlos und verständlich einstufen, sollen erklären, wie man die Informationen abruft. «Falls das nicht klappt, gibt es Geschenke zum Anfassen», erläutert der Initiator: «Einen Diamanten, ein Stückchen Gold, fruchtbare Erde und eine Sternstundenuhr, auf der man ablesen kann, wann wir KEO losgeschickt haben.» Philippe weiß genau, dass man das Entschlüsseln hier und jetzt nicht planen kann: «Ob unsere Nachfahren einen Tag oder 1000 Jahre zum Lesen brauchen - wir wissen es nicht.»

Doch die wertvolle Fracht von KEO ist nicht nur für die Zukunft, sondern auch für die Welt von heute gedacht. Sobald der Satellit die Erde umkreist, werden die Nachrichten anonymisiert und im Internet veröffentlicht. Forscher wollen sie untersuchen. So könnte sich ein weltweiter Austausch über die Gegenwart und Zukunft der Menschheit entwickeln. Es geht aber auch einfacher: «Ich freue mich darauf zu lesen, was eine Rentnerin in Indien oder ein Bauer im Senegal denkt», sagt Corinna Lenerz. Diese Vorstellung begeisterte die Studentin, so dass sie ein Semester lang für KEO arbeitet - natürlich kostenlos.

Nahezu eine Million Nachrichten aus gut 200 Ländern und in mehr als 80 Sprachen sind schon per Post oder E-Mail bei der KEO-Zentrale in Paris eingegangen. Dort gibt es auch eine «Schulbox», die Lehrern Materialien für eine fächerübergreifende Beschäftigung mit KEO anbietet.

Esther Feinen, dpa

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