Kernspinspektroskopie von H-Brücken
Computersimulationen zeigen Methode zur experimentellen Bestimmung der Bindungsstärke von Wasserstoffbrücken auf.
Mithilfe aufwändiger Computersimulationen haben Chemiker der Universität Paderborn eine neue Methode zur experimentellen Bestimmung der Bindungsstärke von Wasserstoffbrücken entwickelt. Diese sind für die speziellen Eigenschaften vieler für Lebewesen wichtiger Biomoleküle wie DNA, Proteine und Kohlenhydrate von enormer Bedeutung. War bisher nur eine grobe Klassifikation möglich, haben Chemiker der Uni Paderborn bei Computersimulationen jetzt eine Gleichung entdeckt, mit der sich die Stärke dieser Bindungen mithilfe von spektroskopischen NMR-Messungen genau bestimmen lässt.
Abb.: Positiv geladene Wasserstoffatome (weiß) reagieren mit der negativen Ladung eines Sauerstoffatoms (rot) in einem benachbarten Wassermolekül. Die wechselseitige Anziehung ist unterschiedlich stark und lassen sich jetzt erstmalig experimentell bestimmen. (Bild: U. Paderborn)
Wasserstoffbrückenbindungen entstehen in der anziehenden Wechselwirkung von stark positiv polarisierten Wasserstoffatomen und freien Elektronenpaaren benachbarter Moleküle, kommen vor allem in gasförmigen und flüssigen Stoffen, am stärksten in Wasser, vor und sind deshalb auch für Struktur und Funktion vieler Biomoleküle verantwortlich: So hängt etwa die Bindungsaffinität von Wirkstoffen an ihre Zielstrukturen von den gebildeten Wasserstoffbrücken ab. Mit dem neuen Verfahren lässt sich die Stärke dieser zwischenmolekularen Kräfte künftig genau bestimmen.
Das hat laut Thomas Kühne, Professor für Technische Chemie und Leiter der Arbeitsgruppe, Einfluss auf die Chemie, Physik und auch die Materialwissenschaften. „Mit Hilfe dieses neuen Verfahrens lassen sich zukünftig eine ganze Reihe von interessanten Effekten an Grenzflächen wie zum Beispiel Korrosion und Wasserstoffversprödung genauer untersuchen.“ Kühne gehört zum Vorstand des Instituts für Leichtbau mit Hybridsystemen der Uni Paderborn: Die Ergebnisse seiner theoretischen Arbeit können dort in die Entwicklung neuer Werkstoffe für den Automobilleichtbau einfließen. Die Computersimulationen haben er und seine Gruppe im Paderborner Zentrum für Paralleles Rechnen (PC²) durchgeführt.
U. Paderborn / OD