Kleinsatellit als Technologie-Tester
CubeSat aus München hat erfolgreich den Betrieb aufgenommen.
Studierende der Technischen Universität München (TUM) haben im Projekt MOVE-II einen voll funktionsfähigen Kleinsatelliten entwickelt. Eine Falcon 9 Rakete, die von Kalifornien aus startete, brachte den Satelliten gestern in die Erdumlaufbahn. Dort wird der Satellit unter anderem Forschungsdaten sammeln. MOVE-II ist ein würfelförmiger CubeSat mit einer Kantenlänge von zehn Zentimetern. Die Studierendengruppe WARR (Wissenschaftliche Arbeitsgemeinschaft für Raketentechnik und Raumfahrt) hat ihn mit Unterstützung von Wissenschaftlern des Lehrstuhls für Raumfahrttechnik innerhalb von drei Jahren entwickelt und gebaut. Insgesamt 200 Studierende waren an dem Projekt beteiligt.
„Für uns steht dabei die Ausbildung im Vordergrund“, erklärt Doktorand Martin Langer, der das Team fachlich unterstützt. „Die Studierenden können an einem echten Raumfahrtprojekt mitarbeiten, von der Idee bis zum Start in den Orbit und anschließend auch am Missionsbetrieb. Das bringt einerseits Erfahrung für spätere Projekte in der Industrie, andererseits ist es natürlich auch ein ungemeiner Motivationsfaktor.“
Der 1,2 kg schwere Satellit ist mit einigen technologischen Innovationen ausgestattet: Er besitzt vier ausklappbare Solarflügel und kann so durchschnittlich mehr Strom produzieren als andere Satelliten derselben Größe. Zum Ausklappen dieser Flügel wird ein auf Formgedächtnislegierungen basierender Mechanismus verwendet. Die Verformung solcher Legierungen kann durch Temperaturerhöhung rückgängig gemacht und der Mechanismus daher immer wieder ausgelöst werden. Dies ist vor allem für die Tests vor dem Flug wichtig. Außerdem trägt MOVE-II leistungsfähige Solarzellen, welche auf das Sonnenspektrum im Weltraum optimiert sind und zum ersten Mal im All getestet werden.
„Es gibt auch eine Reihe von Subsystemen im Inneren des Satelliten, die technologisches Neuland für uns sind“, sagt Langer „Beispielsweise die beiden Transceiver, also die Kommunikationssysteme des Satelliten. Hier nutzen wir die Software Defined Radio Technologie. Die Sende- und Empfangsparameter können mithilfe der Software sehr flexibel eingestellt und theoretisch auch noch im Orbit, also nach dem Start des Satelliten, angepasst werden.“
Der Satellit wird außerdem vom Boden aus mit einer Missionskontrollsoftware und einem zugehörigen Interface gesteuert, das von den Studierenden entwickelt wurde. „Alle diese Systeme werden wir testen, die Ergebnisse auswerten, und dann weitere Verbesserungen an den Systemen vornehmen“, sagt Langer. MOVE-II wird maximal zehn Jahre im All bleiben und dann restlos in der Atmosphäre verglühen.
TUM / DE