06.12.2018

Kleinsatellit als Technologie-Tester

CubeSat aus München hat erfolgreich den Betrieb aufgenommen.

Studierende der Technischen Universität München (TUM) haben im Projekt MOVE-II einen voll funktions­fähigen Klein­satelliten entwickelt. Eine Falcon 9 Rakete, die von Kalifornien aus startete, brachte den Satelliten gestern in die Erd­umlauf­bahn. Dort wird der Satellit unter anderem Forschungs­daten sammeln. MOVE-II ist ein würfelförmiger CubeSat mit einer Kanten­länge von zehn Zentimetern. Die Studierendengruppe WARR (Wissen­schaftliche Arbeits­gemeinschaft für Raketen­technik und Raum­fahrt) hat ihn mit Unter­stützung von Wissen­schaftlern des Lehr­stuhls für Raum­fahrt­technik innerhalb von drei Jahren entwickelt und gebaut. Insgesamt 200 Studierende waren an dem Projekt beteiligt.

Abb.: Der Kleinsatellit MOVE-II (Bild: TUM)
Abb.: Der Kleinsatellit MOVE-II (Bild: TUM)

„Für uns steht dabei die Ausbildung im Vorder­grund“, erklärt Doktorand Martin Langer, der das Team fachlich unter­stützt. „Die Studierenden können an einem echten Raumfahrt­projekt mit­arbeiten, von der Idee bis zum Start in den Orbit und anschließend auch am Missions­betrieb. Das bringt einerseits Erfahrung für spätere Projekte in der Industrie, andererseits ist es natürlich auch ein ungemeiner Motivations­faktor.“

Der 1,2 kg schwere Satellit ist mit einigen technologischen Innovationen ausgestattet: Er besitzt vier aus­klapp­bare Solar­flügel und kann so durch­schnittlich mehr Strom produzieren als andere Satelliten derselben Größe. Zum Ausklappen dieser Flügel wird ein auf Form­gedächtnis­legierungen basierender Mechanismus verwendet. Die Verformung solcher Legierungen kann durch Temperatur­erhöhung rück­gängig gemacht und der Mechanismus daher immer wieder ausgelöst werden. Dies ist vor allem für die Tests vor dem Flug wichtig. Außerdem trägt MOVE-II leistungs­fähige Solar­zellen, welche auf das Sonnen­spektrum im Welt­raum optimiert sind und zum ersten Mal im All getestet werden.

„Es gibt auch eine Reihe von Sub­systemen im Inneren des Satelliten, die technologisches Neu­land für uns sind“, sagt Langer „Beispiels­weise die beiden Transceiver, also die Kommunikations­systeme des Satelliten. Hier nutzen wir die Software Defined Radio Technologie. Die Sende- und Empfangs­parameter können mithilfe der Software sehr flexibel eingestellt und theoretisch auch noch im Orbit, also nach dem Start des Satelliten, angepasst werden.“

Der Satellit wird außerdem vom Boden aus mit einer Missions­kontroll­software und einem zugehörigen Inter­face gesteuert, das von den Studierenden entwickelt wurde. „Alle diese Systeme werden wir testen, die Ergebnisse auswerten, und dann weitere Verbesserungen an den Systemen vornehmen“, sagt Langer. MOVE-II wird maximal zehn Jahre im All bleiben und dann restlos in der Atmosphäre verglühen.

TUM / DE

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