27.09.2005

Klimaänderung - rasant wie nie

Hamburger Klimaforscher präsentieren die neuesten Prognosen für den Klimawandel im 21. Jahrhundert.


Klimaänderung - rasant wie nie

Hamburger Klimaforscher präsentieren die neuesten Prognosen für den Klimawandel im 21. Jahrhundert.

Hamburg - Nach Berechnungen von Wissenschaftler des Hamburger Max-Planck-Instituts für Meteorologie wird sich das Klima in den kommenden hundert Jahren so schnell ändern wie noch nie in der jüngeren Erdgeschichte. Das haben die neuesten Klimamodellrechnungen auf dem Höchstleistungsrechnersystem des Deutschen Klimarechenzentrums ergeben. Extreme Wetterereignisse werden sich in Europa weiter häufen und verstärken.

Abb.: Rückgang des arktischen Meereises in Folge der globalen Erwärmung (Quelle: Michael Böttinger)

Die globale Temperatur könnte demnach bis zum Ende des Jahrhunderts um bis zu vier Grad ansteigen. Der Meeresspiegel würde sich durch die Erwärmung durchschnittlich um bis zu 30 Zentimeter erhöhen. Im Sommer rechnen die Wissenschaftler unter bestimmten Bedingungen mit dem vollständigen Abschmelzen des Meereises in der Arktis. Für Europa wird eine Zunahme von trockeneren und wärmeren Sommern erwartet, mit entsprechenden Auswirkungen auf die Landwirtschaft. Die Winter werden dagegen wärmer und feuchter. Extremereignisse wie Starkniederschläge mit Hochwasser sind eine weitere Folge der erwärmten Atmosphäre.

„Das wesentliche Ergebnis der Zukunftsszenarien ist die fortschreitende Erhöhung der globalen Mitteltemperatur und die damit verbundene Verschiebung von Klimazonen“, so Dr. Erich Roeckner, Projektleiter der Hamburger Modellrechnungen. „Die Forstwirtschaft wird in fast allen Teilen der Erde andere als bislang übliche Baumarten bewirtschaften müssen.“

Das aktuelle Klimamodell des Max-Planck-Instituts für Meteorologie beinhaltet neben dem komplexen Zusammenspiel zwischen Atmosphäre und Ozeanen auch neue Erkenntnisse über die Auswirkungen von Aerosolen und den Einfluss des Kohlenstoff-Kreislaufs der Erde. Die Ergebnisse bestätigen die Vermutungen der vergangenen Jahre, dass der Mensch einen großen und bislang nie da gewesenen Einfluss auf unser Klimageschehen hat und die globale Erwärmung fortschreitet.

Zur Überprüfung der eigenen Klimamodellrechnungen haben die Forscher zunächst das Klima der vergangenen Jahrhunderte simuliert und die Ergebnisse mit dem realen Klimageschehen verglichen. „Auf diese Weise konnten die theoretischen Modelle sehr gut der Wirklichkeit angepasst werden“, sagt Professor Jochem Marotzke, Geschäftsführender Direktor am Max-Planck-Institut für Meteorologie.

Die Ergebnisse der Hamburger Klimaforscher werden in den Bericht des Zwischenstaatlichen Ausschusses für Klimaänderungen (IPCC - Intergovernmental Panel on Climate Change) einfließen. Dieser wird etwa alle fünf Jahre im Auftrag der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) und des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) erarbeitet und den Regierungen als unabhängige Information zur Verfügung gestellt. Insgesamt arbeiten an dem 2007 erscheinenden vierten Sachstandsbericht des IPCC, kurz IPCC-Report, weltweit etwa 1000 Wissenschaftler, die von ihren Regierungen beauftragt wurden, sich an dem umfassenden, unabhängigen Klimastatusbericht zu beteiligen.

„Das Max-Planck-Institut für Meteorologie beteiligt sich an der Berechnung der IPCC-Szenarien mit einem gekoppelten Atmosphäre-Ozean-Modell, das als eines der weltweit besten Klimamodelle angesehen wird“, sagt Guy Brasseur, Direktor am Max-Planck-Institut für Meteorologie als einer von 15 koordinierenden Hauptautoren des IPCC-Berichtes. „Als Wissenschaftler wollen wir den Politikern mit dem IPCC-Bericht eine möglichst verständliche Entscheidungsvorlage an die Hand geben, anhand derer sie bestimmen können, welche Maßnahmen nun politisch am dringlichsten umgesetzt werden sollten.“

Im Rahmen des internationalen Workshops „Klimazukunftsszenarien und ihre Verwendung für Impaktstudien“ präsentieren Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Meteorologie am 29. und 30. September ihre neuesten Modellrechnungen und diskutieren sie mit Kollegen und Anwendern aus dem In- und Ausland. Die Daten und Ergebnisse werden insbesondere auch Forschergruppen zur Verfügung gestellt, die sich mit Klimafolgenforschung befassen. Dazu gehören die Regionalisierung der Ergebnisse sowie die Auswirkungen auf Land- und Meeresökosysteme, Hydrologie, Luftqualität und auf sozio-ökonomische Systeme

Das Hamburger Max-Planck-Institut für Meteorologie ist eines der weltweit führenden Klimaforschungseinrichtungen und war in den vergangenen zwei Jahren mit ca. 50 Wissenschaftlern und einem finanziellen Aufwand in Höhe von knapp 10 Millionen Euro an dem Forschungsprojekt beteiligt.

Quelle: MPG / \[AB/AK\]

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