15.11.2016

Kohlenstoff-Nanoröhrchen koppeln Licht und Materie

Wichtiger Schritt zur Entwicklung elektrisch gepumpter Laser aus orga­nischen Halb­leitern.

Eine starke Wechselwirkung von Licht und Materie in halb­leitenden Kohlen­stoff-Nano­röhrchen konnten erstmals Forscher der Uni Heidel­berg und der Univer­sity of St Andrews in Schott­land nach­weisen. Die starke Licht-Materie-Kopplung bildet eine wichtige Grund­lage für die Reali­sierung neuer Licht­quellen, elek­trisch gepumpter Laser, die auf der Basis von orga­nischen Halb­leitern herge­stellt werden sollen und unter anderem für Anwen­dungen in der Tele­kommu­ni­kation von Bedeutung wären.

Abb.: Die Entstehung von Exziton-Polari­tonen durch eine starke Licht-Materie-Kopplung ist eine viel­ver­spre­chende Strategie zur Her­stel­lung von elek­trisch gepumpten Lasern auf Kohlen­stoff­basis. Forscher der Uni Heidel­berg und der Univer­sity of St. Andrews haben jetzt erst­mals diese starke Licht-Materie-Kopplung in halb­leitenden Kohlen­stoff-Nano­röhrchen nach­ge­wiesen. (Bild: A. Graf, U. Heidel­berg)

Organische Halbleiter auf der Basis von Kohlen­stoff sind eine kosten- und energie­effi­ziente Alter­native zu konven­tio­nellen anorga­nischen Halb­leitern wie Silizium. So werden Leuch­tdioden, die aus diesen Materi­alien bestehen, bereits flächen­deckend in Displays von Smart­phones einge­setzt. Weitere Bauele­mente für Anwen­dungen in der Beleuch­tungs­technik, der Daten­über­tragung und der Photo­voltaik befinden sich im Prototyp-Status. Ein wichtiges Bauteil der Opto­elek­tronik konnte bislang jedoch nicht mit orga­nischen Materi­alien reali­siert werden – der elek­trisch gepumpte Laser. Das hat seinen Grund vor allem darin, dass orga­nische Halb­leiter nur einge­schränkt in der Lage sind, Ladungen zu trans­por­tieren.

In den vergangenen Jahren ist die laserartige Licht­emission von orga­nischen Halb­leitern auf der Grund­lage der Licht-Materie-Kopplung zuneh­mend in den Mittel­punkt der Forschung gerückt. Werden Photonen und Exzi­tonen mit aus­reichend großer Wechsel­wirkung zusammen­gebracht, koppeln diese so stark, dass Exziton-Polari­tonen ent­stehen. Es handelt sich hier um Quasi­teilchen, die auch Licht abgeben. Unter bestimmten Bedin­gungen kann diese Emission die Eigen­schaften von Laser­licht annehmen. Bei aus­rei­chend gutem Ladungs­trans­port würden Exziton-Polari­tonen die Her­stellung eines elek­trisch gepumpten Kohlen­stoff-basierten Lasers in greif­bare Nähe rücken lassen, so Jana Zaum­seil von der Uni Heidel­berg.

Zaumseil und ihre Kollegen konnten jetzt ers­tmals die Bildung von Exziton-Polari­tonen in halb­leitenden Kohlen­stoff-Nano­röhrchen nach­weisen. Anders als andere orga­nische Halb­leiter trans­portieren diese mikro­skopisch kleinen, röhren­förmigen Gebilde aus Kohlen­stoff positive und negative Ladungen ausge­sprochen gut. Sie zeigen außer­dem außer­gewöhn­liche optische Eigen­schaften. Die Wissen­schaftler sehen in ihren Ergeb­nissen einen wichtigen Schritt zur Reali­sierung elek­trisch gepumpter Laser auf der Basis von orga­nischen Halb­leitern. „Neben der poten­ziellen Erzeu­gung von Laser­licht können wir bereits jetzt mit Hilfe der Exziton-Polari­tonen das von den Kohlen­stoff-Nano­röhrchen ausge­strahlte Licht im nahen Infra­rot über große Wellen­längen­bereiche ver­schieben“, so Zaumseil.

RKU / RK

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