Korrelierte Metalle – durchsichtig und elektrisch leitfähig
Spezielle Metalloxide zeigen Transparenz bei ungewöhnlich hoher Dichte an Ladungsträgern.
Indiumzinnoxid – kurz ITO – ist heute das Material der Wahl, wenn es in Smartphones, Tablets oder Solarzellen um durchsichtige und elektrische leitfähige Schichten geht. Doch mit wachsendem Bedarf steigen die Preise, vor allem wegen der weltweit geringen Indium-Vorkommen. An der Pennsylvania State University machte sich nun eine Forschergruppe auf die Suche nach Alternativen. Fündig wurden sie bei der Materialklasse der korrelierten Metalle. Diese speziellen Metalloxid-Verbindungen wie Strontiumvanadat oder Calciumvanadat sind für sichtbares Licht durchlässig und besitzen sogar eine höhere Ladungsträgerdichte als Indiumzinnoxid.
Abb.: Dünne Schichten aus korrelierten Metallen (Strontiumvanadat, Calciumvanadat) können elektrischen Strom sehr gut leiten und gelten als Alternative zu teurem Indiumzinnoxid. (Bild: L. Zhang et al. / NPG)
Durchsichtigkeit und elektrische Leitfähigkeit sind zwei schwer vereinbare Eigenschaften. In ITO-Schichten wird dieses Ziel durch eine Dotierung von Indiumoxid mit Zinn-Partikeln erreicht. Bei einer Ladungsträgerdichte von höchstens 3 x 1021 /cm3 rangiert die elektrische Leitfähigkeit bei etwa 10.000 Siemens pro Zentimeter. Mindestens die dreifachen Werte erreichen dagegen zwischen 4 und 45 Nanometer dünne Schichten aus Strontiumvanadat, die sich mit epitaktischen Verfahren herstellen lassen. Zugleich zeigen die Materialien eine hohe Transparenz im sichtbaren Spektralbereich.
Die Voraussetzungen für Durchsichtigkeit sind geringe Absorption und Reflexion für einfallende Photonen zwischen etwa 360 und 700 Nanometern Wellenlänge. Nach Aussage der Forscher um Roman Engel-Herbert sind dafür in den korrelierten Metallen starke Elektron-Elektron-Wechselwirkungen verantwortlich. Dadurch zeigen diese Materialien eine Plasmakante deutlich unterhalb von 1,75 Elektronenvolt. Am oberen Ende des Transparenzfensters setzt eine Absorption erst bei Photonen mit einer Energie von etwa 3,3 eV ein. Theoretische Abschätzungen – basierend auf einem Modell eines freien Elektronengases – bestätigen diese verblüffenden Eigenschaften der korrelierten Metalle.
Strontium- und Calciumvanadat bilden nur die ersten möglichen Materialkombinationen für leitfähige Schichten mit hoher Transparenz. Über die Wahl anderer Metalle – basierend auf Berechnungen der Absorptions- und Reflexionseigenschaften – und eine bessere Kontrolle der Kristallstruktur könnten nun weitere transparente Stromleiter mit den gewünschten elektronischen wie optischen Eigenschaften synthetisiert werden. Aufbauend auf diesen Ergebnissen könnten korrelierte Metalle zu einer wirtschaftlich interessanten Alternativen zum teuren Indiumzinnoxid avancieren.
Jan Oliver Löfken
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