Kosmische Verjüngungskur
Galaxienverschmelzung führt Galaxienschweif neue Energie zu.
Bei Beobachtungen an Galaxienhaufen hat eine internationale Forschungsgruppe eine neue Klasse kosmischer Radioquellen aufgespürt. Mit LOFAR, dem Low Frequency Array, empfingen sie die längsten Radiowellen, die bislang auf der Erde gemessen werden können, und erkannten so einen Galaxien-
Abb.: Der Galaxienhaufen Abell 1033. Die Radiowellen, die vom Teleskop LOFAR aufgezeichnet werden, sind orange dargestellt. Die Galaxie bewegt sich von rechts nach links, der Schweif ist hinter der Galaxie sichtbar. Die Partikel verblassen schon, werden aber nahe des Zentrums der verschmelzenden Galaxien wieder mit neuer Energie versorgt. (Bild: LOFAR)
Galaxienhaufen können hunderte oder tausende Sternensysteme umfassen, bestehen jedoch hauptsächlich aus dunkler Materie und extrem heißem Gas. Werden im Zentrum einer Galaxie, während sie sich durch das Gas bewegt, energiegeladene Teilchen produziert, senden diese bei ihrer Beschleunigung Radiowellen aus. Diese Signale werden auf dem Bild, das die Radioteleskope liefern, als farbige Streifen dargestellt. Normalerweise verblassen diese Leuchtspuren mit der Zeit. Im Galaxienhaufen Abell 1033 stieß das Team bei sehr niedrigen Radiofrequenzen jedoch auf einen Schweif, der sich anders als erwartet verhielt: Er begann, im Galaxien-
„Mit diesem Anblick haben wir nicht gerechnet“, sagt Francesco de Gasperin von der Uni Hamburg und dem Observatorium Leiden in den Niederlanden. „Weil diese Elektronen-
Abell 1033 ist 1,6 Milliarden Lichtjahre von der Erde entfernt. Die neue Energiequelle wurde durch besonders lange Radiowellen angezeigt, die von den Teleskopen aufgefangen worden waren. „Bei der neuen Entdeckung geht es um eine neue Klasse von kosmischen Radioquellen“, erklärt Marcus Brüggen von der Uni Hamburg. Diese sei noch völlig unverstanden. „Hier werden Teilchen über lange Zeiten beschleunigt. Der Mechanismus ist noch rätselhaft, aber wir gehen davon aus, dass es hunderte solcher Quellen gibt.“
Ermöglicht wurde die neue Entdeckung durch eine Kooperation zwischen dem indischen Giant Meterwave Radio Telescope und dem europäischen LOFAR. LOFAR ist in der Lage, Radiowellen mit einer Länge von bis zu dreißig Metern zu detektieren. Das einzigartige Teleskop verbindet Tausende von Antennen, die in acht verschiedenen Ländern stehen und deren Daten in einem Supercomputer in Groningen zusammenlaufen. Der Rechner sammelt pro Sekunde zweihundert Gigabyte an Daten und bildet so ein virtuelles Radioteleskop, das genauso groß ist wie der europäische Kontinent und daher sehr langwellige und schwache Radiosignale auffangen kann.
UHH / RK