18.05.2016

Landminen aus der Luft aufspüren

Multispektrale Sensoren auf Leichtflugzeugen sollen luftgestützte Detektion von Landminen ermöglichen.

Das Anwendungszentrum für multimodale und luftgestützte Sensorik (AMLS) des Fraunhofer FHR stellte bei der diesjährigen Jahres­tagung der Asian Development Bank auf dem Fraunhofer Gemeinschafts­stand seine Forschungs­arbeiten zur luft­gestützten Fern­erkundung vor, die unter anderem bei der Landminen-Detektion in Kambodscha eingesetzt wird. Bundes­kanzlerin Angela Merkel und Entwicklungs­hilfe­minister Gerd Müller informierten sich vor Ort über die Arbeiten und Möglichkeiten des AMLS.

Abb.: Bundesminister Gerd Müller beim Probesitzen im Tragschrauber, der fliegenden Sensor-Plattform des AMLS für die luftgestützte Fernerkundung (Bild: Fh.-FHR)

Jens Bongartz, Leiter des Fraunhofer AMLS arbeitet gemeinsam mit seinem Forscher­team an kosten­effizienten Methoden zur luft­gestützten Fern­erkundung. Ein wichtiges Einsatz­gebiet: das Aufspüren alter Landminen und damit die Unter­stützung deren Beseitigung. Dazu machen sich die Forscher zu Nutze, dass alte Landminen ihre Spreng­stoffe im Laufe der Zeit in den Boden abgeben und den Stoff­wechsel der dort wachsenden Pflanzen beeinflussen. Diese reflektieren deshalb das Sonnenlicht anders als die gesunden Nachbar­pflanzen. Diesen Unterschied machen die Wissenschaftler des AMLS mit speziell dafür entwickelten multi­spektralen Sensoren und Kameras sichtbar Als Träger­plattform für ihre Technik dienen Ultra­leicht­fluggeräte.

Diese sind vergleichsweise kostengünstig im Betrieb, können relativ hohe Nutz­lasten tragen und sich mit einem orts­kundigen Piloten frei im Luftraum bewegen und große Flächen abdecken. Im November letzten Jahres führte das AMLS eine Machbarkeits­studie zur Landminen-Detektion in Kambodscha durch. Die dabei gewonnenen Daten müssen die Forscher mit den tatsächlichen Minen­fundorten abgleichen und deshalb den Abschluss der langwierigen Räumungs­arbeiten abwarten. Dann können sie ihre Sensorik und Auswerte­software für die Bild­daten mit dem Ziel optimieren, den Räumungs­teams georeferenzierte Karten mit wertvollen Hinweisen für ihre Arbeit zu liefern.

Landminen sind ein großes Problem in Kambodscha. Jährlich sterben mehrere hundert Menschen durch Minen oder Munitions­blind­gänger aus dem Bürger­krieg, viele hundert weitere werden schwer verletzt. Zudem machen die verlegten Minen weite Teile des Landes un­zugänglich und behindern dadurch massiv die wirtschaftliche Entwicklung. Nach offiziellen Schätzungen wurden zwischen 1970 und 1998 vier bis sechs Millionen Minen in Kambodscha vergraben. Doch die Not treibt viele Menschen trotz der Gefahr dazu, verseuchte Landstriche für den Ackerbau zu nutzen. Immer wieder kommt es zu Unfällen.

Wenn sich die Räumung der Landminen in Kambodscha beschleunigen ließe, hätte dies direkt positive Auswirkungen auf die ökonomische Entwicklung des Landes. Eine sich autark versorgende Bevölkerung insbesondere in den ländlichen Bereichen und eine aufstrebende land­wirtschaftliche Produktion könnten dem Land auf seinem Weg zu einer stärkeren Wirtschafts­kraft helfen. Des Weiteren sind Landminen in vielen Ländern vor allem in Asien und Afrika ein großes Problem und ein Hindernis für eine positive wirtschaftliche Entwicklung nach Kriegs­zeiten. Die Ergebnisse und Erfahrungen aus Kambodscha könnte man direkt auf andere Länder und Regionen übertragen und auch dort bei der Räumung von Land­minen helfen. 2016 soll ein ähnliches Projekt in Laos durchgeführt werden. Dort will man mit diesem Verfahren und einer Methode zur Erd­magnet­feld­messung Blind­gänger aufspüren. Für dieses Projekt werden derzeit noch Partner gesucht.

Gemeinsam mit der Hochschule Koblenz hat das Fraunhofer FHR am RheinAhr­Campus Remagen das Anwendungs­zentrum für multi­modale und luft­gestützte Sensorik (AMLS) unter der Leitung von Jens Bongartz eingerichtet. Hier entsteht auf Basis eines Trag­schraubers eine fliegende Sensor­plattform für die kosten­effiziente luft­gestützte Fern­erkundung in zivilen Anwendungs­bereichen wie dem Precision Farming in der Land- und Forst­wirtschaft, der Überwachung von zivilen Versorgungs­trassen oder der Detektion von Land­minen für den Zivilschutz. Das AMLS entwickelt darüber hinaus Sensor­systeme mit multi­modaler Mess­technik, zum Beispiel für Umwelt und Medizin.

Fh.-FHR / DE

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