10.05.2004

Landung nach Plan

«Phoenix» - das Modell eines geplanten europäischen Raumtransporters - landete beim Test in Schweden nach Plan.

«Phoenix» - das Modell eines geplanten europäischen Raumtransporters - landete beim Test in Schweden nach Plan.

Vidsel (dpa) - Ein seltsames Gespann knattert in der Nähe des Polarkreises durch die schwedische Frühlingsluft: Unter einem olivgrünen Uralt-Militärhubschrauber baumelt an Stahlseilen ein silbriges, UFO-ähnliches High-Tech-Gerät. Es erinnert entfernt an die amerikanischen Space Shuttle-Raumfähren. In 2400 Metern Höhe klinkt der Helikopter-Pilot plötzlich seine tonnenschwere Last aus. «Phoenix» prangt in großen Lettern auf dem gedrungenen Flugkörper, der sofort die Nase senkt und im Sturzflug auf die Erde zurast.

In einer Minute hat das unförmige Gerät mit Stummelflügeln rund sieben Kilometer Flugstrecke im freien Fall zurückgelegt. Dann nimmt es wie von Geisterhand wieder die Nase hoch und bremst in 500 Metern Höhe ab. Mit einem Ruck springt ein Fahrwerk heraus, und der sieben Meter lange «Phoenix» setzt sanft auf der Rollbahn auf.

Phoenix hat seinen erste Landung erfolgreich absolviert. (Quelle: EADS SPACE/Ingo Wagner)

Im Kontrollzentrum brandet nach der Punktlandung Jubel auf. «Das war die erste vollautomatische Landung eines wieder verwendbaren Raumtransporters in Europa», freut sich Projektleiter Peter Kyr vom Raumfahrtkonzern EADS Space Transportation in Bremen. Nur einen winzigen «Schönheitsfehler» hat er entdeckt: «Phoenix» sei exakt zwei Zentimeter neben der Mittellinie der Landepiste ausgerollt. Und er sei kurz vor dem voraus berechneten Punkt zum Stehen gekommen: «Ich hätte mich davor stellen und warten können,» lacht Kyr erleichtert.

Mit einem kleinen Team hat Kyr den «Phoenix» innerhalb von zwei Jahren bei EADS in Bremen gebaut. Getestet wurde er bislang nur bei Schleppversuchen am Boden, per Hubschrauber und im Windkanal. Die mit Spannung erwarteten «echten» Flugeigenschaften hatte der Ingenieur hanseatisch-trocken angekündigt: «Extrem nervös, wie ein fliegendes Klavier oder eine stürzende Europalette.»

Der autonome, aber antriebslose «Phoenix» kann nur Energie aus dem Schwung seines «kontrollierten Absturzes» schöpfen. Eine Art Autopilot übernimmt dann die Steuerung bis zur automatischen Landung. Dabei verarbeitet ein Rechner den Daten-Mix aus Höhenradar, Laserentfernungsmesser und Satellitennavigation zu kleinen Richtungs- und Höhenkorrekturen. Fernsteuerung vom Boden aus ist nicht möglich.

Der geglückte Jungfernflug soll nun Rückenwind auch für weitere «Phoenix»-Flüge bringen. Das Demonstrationsmodell könnte eines Tages von einem Höhenballon oder von einem Überschalljet abgeworfen werden. Und ein ehrgeiziges neues Raumfahrtprojekt rückt etwas mehr in den Blickpunkt. Wenn das kleine «Phoenix»-Modell fliegen und sicher landen kann, beflügelt es vielleicht eines Tages Europa zum Bau des sieben mal größeren Bruders mit dem Namen «Hopper».

Als unbemannter Raumtransporter soll «Hopper» Satelliten in den Orbit bringen und vollautomatisch zur Erde zurückkehren. Anders als teure Wegwerf-Trägerraketen wie die Ariane kann «Hopper» mehrfach verwendet werden. Das spart Kosten und sichert zugleich Europas unabhängigen Zugang zum Weltraum.

Ob «Hopper» als europäisches Großprojekt frühestens in 15 Jahren fliegen oder später sogar Passagiere befördern kann, steht in den Sternen. Die Schlüsseltechnologie zur automatischen Rückkehr auf die Erde hat sich jedenfalls schon in «Phoenix» hoch über den schwedischen Wäldern bewährt.

Hans-Christian Wöste, dpa

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