Lange Speicherung photonischer Quantenbits
Kohärenzzeiten machen weltweite Teleportation von Quanteninformation möglich.
Bei der Erforschung von Quantenspeichern zur Realisierung globaler Quantennetze ist Forschern am MPI für Quantenoptik ein wesentlicher Durchbruch gelungen: Auf einem einzelnen, in einem optischen Resonator gefangenen Atom konnten sie ein photonisches Quantenbit über ein Zeitraum von mehr als hundert Millisekunden speichern. Speicherzeiten dieser Größenordnung sind Voraussetzung für den Aufbau eines Quantennetzes, in dem die Quanteninformation durch Teleportation auf die diversen Netzknoten verteilt wird. „Die von uns erzielten Kohärenzzeiten bedeuten eine Verbesserung um zwei Größenordnungen bezogen auf den gegenwärtigen Stand der Technik“, betont Teamleiter Gerhard Rempe.
Abb.: Künstlerische Darstellung der globalen Teleportation von Quantenbits. (Bild: C. Hohmann, NIM)
Licht ist ein idealer Träger für Quanteninformationen, doch beim direkten Transport über große Distanzen gehen wertvolle Quantenbits verloren. Einen möglichen Ausweg bietet hier die Teleportation des Quantenbits zwischen den Endknoten eines Quantennetzes. Hierfür wird zunächst Verschränkung zwischen den Knoten erzeugt. Damit wird das Quantenbit bei einer geeigneten Messung auf dem Senderknoten instantan zum Empfängerknoten übertragen. Dort kann es allerdings verdreht ankommen, so dass es erst entsprechend zurückgedreht werden muss. Die dafür benötigte Information muss vom Senderknoten zum Empfänger auf klassischem Weg geschickt werden. Es dauert also eine gewisse Zeit, bis sie den Empfänger erreicht hat, und solange muss das Quantenbit dort gespeichert werden. Für zwei maximal weit auseinanderliegende Netzknoten auf der Erde entspricht das einer Zeitspanne von mindestens 66 Millisekunden.
Die Gruppe von Rempe hat bereits vor Jahren eine Technik entwickelt und erfolgreich erprobt, die in einem Photon kodierte Quanteninformation auf einem einzelnen Atom zu speichern. Dazu wird ein Rubidiumatom im Zentrum eines von zwei Spiegeln höchster Güte im Abstand von fünfhundert Mikrometern gebildeten optischen Resonators platziert und von zwei stehenden Lichtwellen – parallel und senkrecht zur Resonatorachse – festgehalten. In diesen Resonator schickt man einzelne Lichtquanten, auf denen Quanteninformation in Form einer kohärenten Überlagerung von rechts- und linksdrehendem Polarisationszustand kodiert ist. Durch die mehrtausendfache Reflexion eines Photons im Resonator erhöht sich dessen Lichtfeld so stark, dass es mit dem Atom effektiv in Wechselwirkung treten kann.
Zeitgleich mit der Ankunft des Photons im Resonator wird ein Laserkontrollpuls geschaltet, der die Übertragung und Speicherung der photonischen Quanteninformation in Gang setzt. Dabei werden die beiden Polarisationszustände des Photons auf zwei bestimmte Energieniveaus im Atom abgebildet. Die Frage ist nun, wie lange die kohärente Superposition der atomaren Zustände erhalten bleibt. Dies gelang in den früheren Experimenten nur für die Dauer von einigen hundert Mikrosekunden.
„Unser generelles Problem bei der Speicherung von Quanteninformation ist die Dephasierung“, erklärt Team-
Deshalb ergreifen die Wissenschaftler in ihrem neuen Experiment eine zusätzliche Maßnahme: Kaum, dass die Übertragung der Information von Lichtquant auf Atom stattgefunden hat, wird mit einem weiteren Laserstrahl im Atom ein Raman-
Zum Auslesen des Quantenbits wird der Raman-Übergang rückwärts durchlaufen und das photonische Quantenbit wird in Bezug auf seine Eigenschaften genauestens untersucht. Die Messungen ergeben eine Übereinstimmung von etwa neunzig Prozent mit dem ursprünglichen Photon – und das für Speicherzeiten von zehn Millisekunden. Allein durch die vorübergehende Verschiebung der atomaren Population gelingt also eine mehr als zehnfache Steigerung der Kohärenzzeit. Einen weiteren Faktor 10 schaffen die Wissenschaftler mit der „Spin-
MPQ / RK