18.10.2019

Laser für harte Werkzeuge

Additives Fertigungsverfahren für hochfeste Werkstücke aus Wolframkarbid-Kobalt.

Wolframkarbid-Kobalt ist ein hervor­ragender Werkstoff für Schneid­werkzeuge, da es extrem hitze­beständig und verschleißfest ist. Im neuen Forschungs­projekt „Additive Manufacturing von Wolfram­karbid-Kobalt – AM von WC-Co“ untersuchen Wissenschaftler des Instituts für Werkstoff­anwendungen im Maschinenbau IWM und des Werkzeug­maschinenlabors WZL der RWTH Aachen University sowie des Fraunhofer-Instituts für Laser­technik ILT nun, wie sich dieses Material mit dem Laser Powder Bed Fusion verarbeiten lässt. Das Ziel sind additiv gefertigte Schneidwerkzeuge, die dank komplexer Kühlgeo­metrien längere Standzeiten erreichen.

Abb.: Mit der Vorwär­mung der Bearbeitungs­ebene durch das NIR-Modul werden...
Abb.: Mit der Vorwär­mung der Bearbeitungs­ebene durch das NIR-Modul werden Spannungen im laser­gefertigten Bauteil signi­fikant verringert. (Bild: Fh.-ILT)

Schneid­werkzeuge aus Wolfram­karbid-Kobalt können bislang nur über komplexe Sinter­prozesse hergestellt werden. Die hohe Festigkeit dieser Werkstoffe auf der einen Seite und die Sinter­technologie auf der anderen begrenzen jedoch die Formgebung von Schneid­werkzeugen. Das Einbringen komplexer Kühl­strukturen wird dadurch sehr aufwändig oder schlicht unmöglich. Additive Fertigungsverfahren bieten dagegen eine hohe Gestaltungsfreiheit. Dadurch werden Nachbearbeitungsprozesse minimiert und auch komplexe Kühlstrukturen innerhalb des Schneid­werkzeugs möglich. Insbesondere das Laser Powder Bed Fusion (LPBF) bietet hier viele Vorteile. Bei diesem additiven Fertigungs­verfahren wird das Werkstück schichtweise mit dem Laser aus dem Pulverbett aufgebaut. Damit lassen sich Hinter­schneidungen einbringen und komplexe Kühl­geometrien werden machbar. Im Turbinenbau wurden dank additiv gefertigter Teile schon deutlich höhere Betriebs­temperaturen erreicht.

Die laser­basierten additiven Fertigungs­verfahren erfordern eine sorgfältige Auswahl des Materials und der Prozess­parameter, damit am Ende auch vergleichbare Festigkeiten wie bei konventionellen Verfahren erreicht werden. Ein großes Problem im Fertigungs­prozess ist die Temperatur­verteilung im aufgebauten Werkstück. Im Laserspot wird das Metallpulver geschmolzen, danach kühlt es schnell ab. Konventionelle Anlagen haben eine beheizte Bodenplatte, um die Abkühlung zu verlangsamen. Gerade bei hoch­schmelzenden Materialien und großen Bauteilen reicht das aber nicht, es kommt zu Spannungen und manchmal sogar zu Rissen im Bauteil.

Die Experten des Fraunhofer ILT beschäftigen sich schon seit einigen Jahren mit dem Problem und haben in Zusammen­arbeit mit der Firma adphos Innovative Tech­nologies unter anderem ein System entwickelt, bei dem ein Nahinfrarot-Strahler das Bauteil von oben erwärmt. Mit bis zu zwölf Kilowatt schafft der Strahler Temperaturen bis zu 800 Grad im Bauteil. Im Projekt „AM von WC-Co“ soll diese Tech­nologie zur Verarbeitung von Wolframkarbid-Kobalt genutzt werden. Dazu wird die komplette Prozessroute von den Pulver­werkstoffen über den additiven Fertigungs­prozess bis hin zur Nachbearbeitung und Erprobung untersucht. Die Wissenschaftler verfolgen das Ziel, diejenigen Materialien und Prozesse zu qualifizieren, mit denen sich konven­tionelle Sinter­verfahren ersetzen lassen. Die additiv hergestellten Hartmetall-Schneid­werkzeuge sollen eine vergleich­bare Härte wie konventionell hergestellte Werkzeuge besitzen, jedoch durch die eingebrachten Kühl­strukturen längere Standzeiten aufweisen.

Fh.-ILT / JOL

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