Leichtbau-Batteriepacks per Laserstrahl
Kombination dreier Prozesstechniken eignet sich für die Großserienproduktion, insbesondere von Traktionsbatterien.
Die Elektrifizierung der Fahrzeugantriebe weiterzuentwickeln ist in wirtschaftlicher und umweltpolitischer Hinsicht zukunftsweisend. Das Fraunhofer-Institut für Lasertechnik ILT erarbeitet im Rahmen des Verbundprojekts „Fraunhofer Systemforschung Elektromobilität II“ Verfahren zur Herstellung von Leichtbau-Batteriepacks, die maßgeblich zur Reduzierung des Kohlendioxid-Ausstoßes beitragen. Drei unterschiedliche und teilweise komplementäre Prozesstechniken kommen zum Einsatz, um Antriebsenergie für Fahrzeuge bereitzustellen.
Abb.: Leichtbaubatteriepack aus einer Kombination von hochfestem Stahl und FVK. (Bild: Fh.- ILT)
Bei der Bearbeitung von hochfestem Stahl gilt es, zu hohe thermische Beeinflussung und somit Materialschäden zu vermeiden. Deswegen eignet sich der Einsatz des Laserstrahlschneidens und -schweißens hier besonders gut. Zudem sind diese Verfahren wirtschaftlich effizienter als traditionell eingesetzte spanende Verfahren, da hier kein Materialverschleiß entsteht. „Dieser Bearbeitungsprozess wird derzeit bereits von Volvo eingesetzt. Neu ist hier allerdings die Kombination einer Kunststoff/Metall-Verbindung beispielsweise für den Einsatz in der Karosserie, die wir der Automobilindustrie erstmalig vorstellen“, sagt Alexander Olowinsky vom ILT. „Dank der Verbindung mit Kunststoff wird letztlich weniger Stahl in der Anwendung benötigt. Wir erzielen eine höhere Festigkeit des Batteriegehäuses bei gleichzeitiger Gewichtsreduktion. Durch diesen Prozess stellen wir sicher, dass das Leichtbaupotenzial von hochfestem Stahl ausgeschöpft werden kann.“
Als technologische Prozessalternative zum herkömmlichen Kleben von Multimaterialverbünden stellt das ILT ein Laserverfahren zur Verbindung von einfachen Halbzeugen, den Organoblechen mit Metallen, wie etwa hochfestem Stahl, vor. Dieser Prozess kann beispielsweise im Automobilleichtbau Verwendung finden sowie in den Bereichen Mechanik und Kleinbauteile. Bei dem zweistufigen Verfahren wird zunächst über einen kontinuierlich emittierenden Faserlaser auf der Metallseite mit hoher Geschwindigkeit eine Mikrostruktur eingebracht. Die Strukturen mit Breiten von dreißig Mikrometer und etwa hundert Mikrometern Tiefe weisen einen Hinterschnitt auf. Im nachfolgenden Fügeschritt wird der Kunststoff an die Struktur gedrückt und bis zur schmelzflüssigen Phase des Matrixwerkstoffes erwärmt. Der Matrixwerkstoff fließt dann in die Mikrostrukturen und verkrallt sich in den Hinterschnittstrukturen. Das Ergebnis: Die Verbindung ist hochbelastbar ohne die Anwendung eines Zusatzwerkstoffs.
Abb.: Block mit hermetisch dichten laserstrahlgeschweißten Batteriekontakten für zylindrische Zellen Typ 18650. (Bild: K. D. Wolf, Fh.-ILT, Aachen)
Für den Aufbau kompletter Batteriepacks setzen die Forscher auf Oszillationsschweißen mittels Laserstrahl. Hier werden einzelne Batteriezellen vom Typ 18650, die in der Regel in Powertools oder Notebooks verwendet werden, elektrisch und thermisch mit Kupferkontakten zur Stromführung miteinander verschweißt. Das Besondere daran ist, dass die Kontaktierung am Minuspol auch von der Oberseite der Zelle stattfindet. In einer Parallelschaltung von dreißig Zellen wird durch die Bauweise des Moduls ein dichter Raum zwischen den Batteriezellen geschaffen und mit PCM Slurry – Phase Change Material, einer Mischung aus Paraffin und Wasser – aufgefüllt. „Durch die Verwendung des PCM werden die Batteriezellen im Einsatz thermisch geschont. Letztlich verlängert dies die Lebensdauer der Batterie“, sagt ILT-Forscher Benjamin Mehlmann. Der Einsatz von Oszillationsschweißen mittels Laserstrahl führt hier zu einer besseren Kontrolle der Einschweißtiefe und damit zu einem gut beherrschbaren Prozess. Zudem ist das Verfahren qualifiziert und für die industrielle Massenfertigung geeignet, zum Beispiel für die Herstellung von Powertools.
Die Kombination dieser drei Prozesstechniken eignet sich aufgrund der hohen Automatisierbarkeit und der guten Kontrollierbarkeit der Energieeinbringung besonders für die Großserienproduktion, beispielsweise von Traktionsbatterien für Fahrzeuge. Da der Markt für diese Fahrzeuge stetig wächst, ist diese Entwicklung sehr zukunftsträchtig. „Um die Batteriefertigung in Deutschland voranzutreiben – derzeit werden die meisten Komponenten von auswärts eingekauft – müssen unsere Prozesse automatisierbar, robuster und günstiger werden“, so Olowinsky. Das Besondere an den Leichtbaubatteriepacks ist ihr Modularitätscharakter: Die Traktionsbatterien sind sowohl für Hybridfahrzeuge als auch für den Einsatz in EV-Fahrzeugen mit höherer Reichweite geeignet.
Fh.-ILT / RK