Leuchtmittel für große Flächen
Günstige, kupferhaltige Verbindung für großflächige organische Leuchtdioden.
Am Paul Scherrer Institut PSI haben Forscher Einblicke in ein neues Material für organische Leuchtdioden (OLEDs) erhalten. Die Substanz ermöglicht hohe Lichtausbeuten und ist kostengünstig im großen Maßstab herzustellen. Dadurch eignet sie sich für einen Einsatz in großflächigen Raumbeleuchtungen. Schon lange sind Forscher auf der Suche nach derartigen Materialien. Das jetzt neu generierte Verständnis wird dabei helfen, neue Leuchtmittel in Zukunft schnell und preisgünstig zu entwickeln. An der aktuellen Arbeit waren neben russischen, polnischen, französischen und dänischen Kollegen auch Wissenschaftler von der Universität Bremen beteiligt.
Die Verbindung ist ein gelblicher Feststoff. Löst man sie in einer Flüssigkeit oder bringt eine dünne Schicht davon auf einer Elektrode auf und legt dann einen elektrischen Strom an, leuchtet sie intensiv grün. Der Grund: Die Moleküle nehmen die ihnen zugeführte Energie auf und strahlen sie über Elektrolumineszenz nach und nach wieder ab. Die grün lumineszierende Substanz ist ein heißer Kandidat, um OLEDs herzustellen, organische Leuchtdioden. Seit etwa drei Jahren finden sich OLEDs beispielsweise in den Displays von Smartphones. Inzwischen kommen auch die ersten flexiblen Fernsehbildschirme mit diesen Materialien auf den Markt.
OLEDs machen zudem kostengünstige, großflächige Raumbeleuchtungen möglich. Allerdings muss man dafür zunächst die passenden Materialien finden. Denn viele für OLEDs in Frage kommende Substanzen enthalten teure Metalle wie Iridium, was ihre Anwendung in großem Massstab und auf ausgedehnten Flächen verhindert. Ohne solche Zusätze können die Materialien aber nur einen kleinen Teil der ihnen zugeführten Energie tatsächlich als Licht abstrahlen, der Rest geht beispielsweise als Schwingungsenergie verloren. Das Ziel der aktuellen Forschung ist es, effizientere Materialien für günstigere und umweltfreundlichere Displays und großflächige Beleuchtungen zu finden. Preisgünstige und gut verfügbare Metalle wie Kupfer versprechen hier Fortschritte.
Die Wissenschaftler haben jetzt die kupferhaltige Verbindung CuPCP, einen metallorganischen Kupfer-Cluster, genauer untersucht. In der Mitte der Moleküle sitzen jeweils vier Kupferatome, umgeben von Kohlenstoff- und Phosphoratomen. Die Verbindung selbst lässt sich gut in großen Mengen herstellen. „Wir wollten verstehen, wie der angeregte Zustand der Verbindung aussieht“, sagt Grigory Smolentsev, Physiker in der PSI-Forschungsgruppe Operando-Spektroskopie. Also wie verändert sich die Substanz, wenn sie Energie aufnimmt? Ändert sich dabei beispielsweise die Struktur des Moleküls? Wie verteilt sich nach der Anregung die Ladung auf die einzelnen Atome? „Das verrät uns, wie hoch vermutlich die Energieverluste sind, die nicht als Licht frei werden“, sagt Smolentsev, „und das zeigt uns, wie wir diese Verluste vielleicht minimieren können.“
Mit der Synchrotron Lichtquelle Schweiz SLS und dem Freie-Elektronen-Röntgenlaser SwissFEL − sowie der European Synchrotron Radiation Facility im französischen Grenoble nahmen die Forscher um Smolentsev die kurzlebigen angeregten Zustände der Kupferverbindung unter die Lupe. Die Messungen bestätigten, dass die Substanz aufgrund ihrer chemischen Struktur ein guter Kandidat für OLEDs ist. Die quantenchemischen Eigenschaften der Verbindung machen eine hohe Lichtausbeute möglich. Ein Grund dafür: Das Molekül ist relativ steif und seine 3-D-Struktur verändert sich bei einer Anregung nur wenig. Jetzt ließe sich die Substanz für den Einsatz in OLEDs optimieren.
Zudem helfen die experimentellen Daten, die theoretischen Berechnungen von Molekülen zu verbessern. „So lässt sich in Zukunft besser voraussagen, welche Verbindungen für OLEDs geeignet sind und welche weniger“, sagt Grigory Smolentsev. „Die Messdaten helfen zu verstehen, welcher Teil des Moleküls einer hohen Effizienz im Weg steht. Und wie sich die Verbindung verbessern lässt, um ihre Lichtausbeute zu erhöhen.“
PSI / JOL
Weitere Infos
- Originalveröffentlichung
G. Smolentsev et al.: Taking a snapshot of the triplet excited state of an OLED organometallic luminophore using X-rays, Nat. Commun. 11, 2131 (2020); DOI: 10.1038/s41467-020-15998-z - Institut für Anorganische Chemie und Kristallographie, Universität Bremen
- Operando Spektroskopie, Paul Scherrer Institut, Villigen