Licht ins Dunkle
Im aktuellen Rätsel von Physik in unserer Zeit suchen wir einen Strahlenforscher der ersten Generation. Wir verlosen drei Buchpreise.
Wollte man belegen, dass sich das Interesse für Physik und andere Naturwissenschaften vererbt, dann wäre seine Familie ein Paradebeispiel. Der Vater des Gesuchten, ein Professor für angewandte Physik, entdeckt zusammen mit seinem Vater (also dem Großvater des Gesuchten) den lichtelektrischen Effekt. Der Sohn des Gesuchten wird Festkörperphysiker, ein Neffe berühmter Botaniker und ein Onkel einflussreicher Arzt.
Die Laufbahn des Gesuchten ist also eher ein ausgetretener Pfad. Er besucht die École Polytechnique, an der er später den Lehrstuhl für Physik erhält. Seine Doktorarbeit handelt von der Polarisation von Licht, er beschäftigt sich auch mit dem Erdmagnetfeld, doch dann passiert der Glücksfall: Er variiert Konrad Röntgens Experimente mit Fotoplatten und Kathodenstrahlröhren.
Dazu legt er Uransalze auf lichtdicht eingepackte Fotoplatten und entdeckt: Aus dem Uran kommt eine Art Strahlung heraus, die Fotoplatten wie sichtbares Licht schwärzen kann – und zwar, hoppla, ohne äußere Anregung des Salzes durch Licht. Genau das hatte er nämlich zunächst angenommen, doch dann hatte er Fotoplatten und Salz in der geschlossenen Schreibtischschublade verstaut, wegen schlechten Wetters, und hinterher die Platten ebenso belichtet gefunden wie die, die unter besonntem Uranerz gebraten hatten.
Mit dieser Entdeckung ist er zwar nicht der erste, wohl aber mit dieser Geschichte, und er weiß sie zu verkaufen: Flott verfasst er in schneller Folge sieben wissenschaftliche Arbeiten darüber. Tolle Story, leicht verständliches Experiment, ein Forscher an der Uni und ein hochmodernes Sujet – da kommt einiges zusammen und so kommt es, wie es kommen muss: Natürlich erhält der Strahlenforscher den Wissenschaftspreis, der wenige Jahre später ins Leben gerufen wird.
Er hat es geschafft. Hinter dem Ruhm verschwinden oft die eigentlichen Leistungen des Physikers: die magnetische Ablenkung der (später so genannten) Betastrahlen zum Beispiel, die er am Uransalz entdeckt, oder der Nachweis infraroter Linien im Sonnenlicht.
Wie seine Kollegin Maria Skodowska, die er mit seinen Arbeiten zu ihrer Forschung anregt, stirbt er früh – vermutlich auch aufgrund der Strahlenbelastung, der er sich im Dienste der Wissenschaft aussetzt.
Andreas Loos, Berlin
Wer war der frühe Strahlenforscher? Schreiben Sie die Lösung auf eine Postkarte an: Physik in unserer Zeit, Wiley-VCH, Boschstraße 12, 69469 Weinheim, oder per Email an: thomas@buehrke.com. Absender bitte nicht vergessen! Einsendeschluss ist der 15.12.2018. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Wir verlosen drei Exemplare des Buches Im Dunkeln hört man besser? von Jo Hermanns.
Der Originalartiekl ist in der aktuellen Ausgabe von Physik in unserer Zeit erschienen.