Luftschiff in Friedensmission: Minen mit Mikrowellen finden - Waldbrände erkennen
Landminen sind auch Jahrzehnte nach dem Ende von Auseinandersetzungen eine große Gefahr für die Menschen, ihre Räumung birgt ein großes Risiko für die damit beauftragten Experten.
Landminen sind auch Jahrzehnte nach dem Ende von Auseinandersetzungen eine große Gefahr für die Menschen, ihre Räumung birgt ein großes Risiko für die damit beauftragten Experten. Das Lehrgebiet Prozesssteuerung und Regelungstechnik (PRT) der FernUniversität in Hagen ist wissenschaftlicher Partner eines Projektes, mit dem Minen über größere Entfernungen - also ohne direkte Berührung durch Menschen - unschädlich gemacht werden sollen. Ein kleines Luftschiff wird dabei Aufklärungs- und Zielführungsaufgaben übernehmen. In einem zweiten Projekt befassen sich die Wissenschaftler damit, einen solchen Flugroboter bei großflächigen Waldbränden - wie sie regelmäßig im Mittelmeerraum und in den USA auftreten - ebenfalls zur Ortung von Gefahrenstellen einzusetzen.
Das Luftschiff ist ein Blimp, der im Gegensatz zum Zeppelin kein inneres Gerüst hat. Das Lehrgebiet PRT hat bereits ein solches Mini-Luftschiff zu einem autonom agierenden Roboter mit Webcam für Inspektionszwecke umgebaut. Für die beiden Projekte wird ein mit rund 9 Meter Länge erheblich größerer Blimp in Kooperation mit der TU Prag entwickelt, der 7 kg Nutzlast tragen kann und 45 km/h erreicht
Bei der Minenräumung per Laserstrahl stattet ein Spezialunternehmen ein Panzerfahrzeug mit einem Hochleistungs-Laser aus, der auch weit entfernte Minen im Erdboden zerstören kann. Die Koordinaten der Minen liefert der Blimp, der ihre GPS-Daten in eine Geländekarte überträgt. Unter Umständen muss das Gelände auch durch den Blimp erst noch kartografiert werden.
Vergrabene Kunststoff-Minen können nur mit Mikrowellen detektiert werden: Sensoren tasten mit ihnen vom Luftschiff aus das verdächtige Gelände ab. Die Wellen dringen ein wenig in den Erdboden ein, von Sprengkörpern werden sie reflektiert. PRT nutzt 4 bis 5 kg schwere Spezial-Sensoren: "Nur ein Blimp hält sie lange genug in der Luft, um ganze Minenfelder abzuscannen", so Prof. Dr.-Ing. Michael Gerke.
Zweites Projektziel ist die Qualitätssicherung entsprechend UN-Richtlinien: Nach der Zerstörung der Minen muss der Blimp mit einer geeigneten Sensorik - z.B. einer Kamera - prüfen, ob die Aktion ein 100-prozentiger Erfolg war.
Einiges von den Entwicklungen und Erfahrungen aus dem Minenräumprojekt kann beim zweiten Projekt "Waldbrandbekämpfung" nützlich sein: Ein Ketten-Löschfahrzeug soll mit einer Löschkanone Wasser mit extrem hohem Druck superfein verteilt auf Brandherde und -nester sprühen. Der Blimp wird hierbei Gefahrensituation erkennen und die Lage während der Brandbekämpfung aufklären. Während der nächsten zwei bis drei Tage soll er neu entfachte Brandnester entdecken, entweder mit einer Wärmebildkamera oder mit einer angepassten Mikrowellensensorik, die bis ins Unterholz "blicken" kann.
Quelle: Susanne Bossemeyer, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, FernUniversität in Hagen
Weitere Infos:
- FernUni Hagen: http://www.fernuni-hagen.de/
GWF