Magnetische Rekonnexion im Erdorbit
MMS-Mission mit vier Satelliten bestätigt Theorien zur Entstehung von magnetischen Stürmen.
Bei einem magnetischen Sturm schwächt sich das Erdmagnetfeld ab. Schnelle, geladene Teilchen können tiefer in die Erdatmosphäre eindringen. Nicht nur Polarlichter, sondern auch Störungen der Kommunikation zu Satelliten und in Funknetzen auf der Erde treten dann auf. Die Ursache liegt in der magnetischen Rekonnexion von zwei Magnetfeldern. Theoretisch konnte man dieses Phänomen bereits beschreiben. Doch nun gelang es einer internationalen Forschergruppe erstmals, die magnetische Rekonnexion am Rande des Erdmagnetfelds im Rahmen der MMS-
Abb.: Die vier MMS-Satelliten auf ihrem Weg am Rande des Erdmagnetfelds (künstlerische Illustration; Bild: SRI)
„Der Rand des Erdmagnetfelds ist ein exzellentes Labor, da es der einzige Ort ist, wo ein Satellit direkt durch eine Region mit magnetischer Rekonnexion fliegen kann“, sagt Marc Swisdak von der University of Maryland. Er gehört zum Forscherteam, das die Messungen der MMS-
Am 16. Oktober 2015 traf das ersehnte Ereignis ein. Die Satelliten durchflogen eine Zone, in der das Erdmagnetfeld auf das solare Magnetfeld mit entgegengesetzer Ausrichtung der Feldlinien traf. In Folge setze eine extrem schnelle Reaktion ein, bei sich die Feldlinien vereinen mussten. Bei dieser magnetischen Rekonnexion übertrugen sich große Mengen magnetischer Energie auf Protonen und Elektronen. Die MMS-
Abb.: Treffen zwei Magnetfelder aufeinander (gestrichelte Kästen), kommt es zu magnetischen Rekonnexion, der Ursache für einen magnetischen Sturm. (Bild: J. Burch)
„Diese Daten werden klar von den Theorien gestützt“, sagt Jonathan Eastwood vom Imperial College London, der ebenfalls an dieser Mission beteiligt war. Doch einige Messungen weichten von den Erwartungen ab und werfen neue Fragen zur Dynamik des Prozesses auf. Diese wollen die Forscher nun mit weiteren Messungen und Anpassungen der Theorien klären. Als Ergebnis könnte ein besseres Verständnis zur Erklärung des Weltraumwetters, verursacht durch magnetische Rekonnexion, stehen.
Im Lauf der MMS-
Von den Erkenntnissen könnten viele Forschungsbereiche betroffen sein. Denn magnetische Rekonnexion mit seiner Umwandlung von magnetischer Energie in Bewegungsenergie spielt auch bei den Eruptionen auf der Sonne eine zentrale Rolle. „Eine Rekonnexion tritt aber auch in Tokomaks, den Fusionsreaktoren, auf“, sagt James Burch vom federführenden Southwest Research Institute in San Antonio. Seine Hoffnung: Durch die neuen Erkenntnisse vom Rand des Erdmagnetfelds könnten unerwünschte Schwankungen der Elektronentemperatur in Fusionsreaktoren erklärt und für einen Dauerbetrieb von zukünftigen Fusionsreaktoren vermieden werden.
Jan Oliver Löfken
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