Manipulierte Moleküle
Quantenzustand von ultrakalten Molekülen präzise kontrolliert.
Die exakte Kontrolle über den Quantenzustand von Molekülen steht auf dem Wunschzettel vieler Forscher ganz weit oben. Kalte Moleküle lassen sich für eine ganze Reihe neuer technologischer Anwendungen und physikalischer Grundlagenforschung einsetzen. Im Gegensatz zu Atomen können sie ein großes Dipolmoment besitzen und sich dadurch über größere Distanzen wechselseitig beeinflussen. Das macht kalte Moleküle insbesondere für Präzisionsmessungen physikalischer Konstanten und für die Quanteninformationsverarbeitung interessant. Man könnte mit ihnen sogar neuartige dipolare Quantenmaterie erzeugen oder zustandsabhängige chemische Reaktionen durchführen. Ein spannendes Anwendungsgebiet ist auch die Simulation komplexer Quantensysteme, wie etwa für die Hochtemperatur-
Abb.: Moleküle besitzen ein reiches Spektrum an Vibrations-, Rotations- und Hyperfein-
Die exakte Quanten-Kontrolle von Molekülen hat bislang aber stark mit der Komplexität ihres Spektrums zu kämpfen. Im Gegensatz zu ultrakalten Atomen, die man in den letzten Jahrzehnten gut in den Griff bekommen hat, besitzen Moleküle ein um Größenordnungen reichhaltigeres Spektrum. Zu diesem zählen nicht nur elektronische, sondern auch Rotations- und Vibrationszustände, gepaart mit der Struktur der Hyperfein- und Zeeman-
Die Wissenschaftler sperrten hierzu zunächst ein spinpolarisiertes Ensemble fermionischer NaK-
Das Molekül-Ensemble bestand aus etwa zweitausend NaK-
Nun konnten die Forscher die untersten Rotationszustände untersuchen. So war bisher zum Beispiel nicht bekannt, ob Überlagerungszustände in einem angeregten Rotationszustand ähnliche Lebensdauern besitzen wie im Grundzustand. Wieviel komplexer als der Umgang mit Atomen die Arbeit mit kalten Molekülen ist, lässt sich schon an der Zahl der Hyperfein-
Um einen Weg durch diesen Dschungel an Zuständen zu finden, mussten die Forscher sich Schritt für Schritt eine Landkarte erstellen. Sie taten dies, indem sie abwechselnd theoretische Vorhersagen und experimentelle Werte zu den verschiedenen Resonanzen bei wechselnden externen magnetischen und elektrischen Feldern verglichen. Dank dieser aufwändigen Arbeit konnten die Forscher die Moleküle in die gewünschten Zustände dirigieren. Mit Hilfe eines Mikrowellenpulses konnten sie etwa das Ensemble aus dem Grundzustand in einen Zustand mit J=1 befördern. Ein zweiter Puls brachte es wieder auf J=0, allerdings je nach Wunsch in einem anderen Hyperfein-
Um wohldefinierte Dipole zu erzeugen, sind insbesondere Überlagerungen von Rotationszuständen erwünscht. Damit lassen sich die Wechselwirkungen zwischen den Molekülen gut einstellen, was für Quantensimulationen sehr vorteilhaft wäre. Wie die Forscher am MIT herausfanden, ist die Lebensdauer der Zustände im ersten angeregten Rotationszustand erstaunlich lange und beträgt mit etwas über 3 Sekunden fast soviel wie im Grundzustand mit gut 4,5 Sekunden. Das verdankt sich den niedrigen Temperaturen und dem dementsprechend schwachen Einfluss von Kollisionen. Zugleich ermutigt es weiterführende Untersuchungen, denn so langlebige Zustände sind der Schlüssel für viele Anwendungen.
In Zukunft wollen die Forscher verstärkt versuchen, die Dipol-
Dirk Eidemüller
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RK