Maschinenbauer folgt Physiker
Holger Hanselka übernimmt das Amt des KIT-Präsidenten von Eberhard Umbach.
„Mit der Idee der KIT-Fusion haben wir uns vor sieben Jahren viel vorgenommen – wir waren Pioniere“, sagte der scheidende KIT-Präsident Eberhard Umbach, als er am Montag im Rahmen eines Festaktes mit 700 Gästen sein Amt an den Maschinenbauer Holger Hanselka übergab. Eberhard Umbach leitete das KIT seit der Fusion im Jahr 2009, zunächst gemeinsam mit seinem Amtskollegen, Horst Hippler, und seit September 2012 als alleiniger Präsident. Der damalige Zusammenschluss der Universität Karlsruhe und des Forschungszentrums Karlsruhe (FZK) der Helmholtz-Gemeinschaft war eine Neuheit im deutschen Wissenschaftssystem. Das KIT hat heute rund 9000 Mitarbeiter, darunter knapp 6000 in Wissenschaft und Lehre, sowie 24 000 Studierende und ist damit eine der größten Forschungs- und Lehreinrichtungen Europas. Thematische Schwerpunkte der Forschung sind Energie, natürliche und gebaute Umwelt sowie Gesellschaft und Technik, von fundamentalen Fragen bis zur Anwendung.
Amtsübergabe am KIT: Der neue KIT-Präsident Holger Hanselka und sein Vorgänger Eberhard Umbach (v.r.n.l.)
„Wir sind im Fusionsprozess weit gekommen“, bilanzierte Umbach während des Festakts. Trotz der Rückschläge wie dem Verlust des Exzellenzstatus lägen die Vorteile des KIT auf der Hand: In der Energieforschung habe sich das KIT als breit aufgestellte, handlungsfähige Experteneinrichtung etabliert und das europäische Konsortium KIC InnoEnergy auf den Weg gebracht. Das KIT sei sehr erfolgreich bei der Einwerbung von Drittmitteln, und die Kooperationen mit Unternehmen und die Gründungen nähmen zu. „Die Fusion lohnte die Mühen, der Weg zur Spitze ist aber noch weit“, so Umbach, der von 2006 bis 2008 DPG-Präsident war.
„Die Latte liegt hoch“, urteilte der neue Präsident Holger Hanselka in seiner Antrittsrede. Vor ihm liege „die spannendste und herausforderndste Aufgabe“. Hanselka, Jahrgang 1961, studierte Allgemeinen Maschinenbau an der Technischen Universität Clausthal. 1988 ging er als wissenschaftlicher Mitarbeiter zum Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und spezialisierte sich dort auf die Themen Leichtbau und Faserverbundstoffe. Nach einer Professur an der Otto-von-Guericke-Universität in Magdeburg folgte er 2001 dem Ruf nach Darmstadt als Direktor des Fraunhofer-Instituts für Betriebsfestigkeit und Systemzuverlässigkeit und Leiter des Fachgebiets „Systemzuverlässigkeit und Maschinenakustik“ an der TU Darmstadt.
Von 2006 bis 2012 war Hanselka Mitglied des Präsidiums der Fraunhofer-Gesellschaft. Von 2010 bis Herbst 2013 hatte er das Amt des Vizepräsidenten der TU Darmstadt inne. Der Fachmann für Wissens- und Technologietransfer, für Kooperationen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft sowie für Unternehmensausgründungen erhielt für das BMBF-Leitprojekt „Adaptronik“ im Jahr 2000 den Wissenschaftspreis des Stifterverbandes. Darüber hinaus ist er der Hauptkoordinator des Fraunhoferprojektes „Systemforschung Elektromobilität“, in welchem 33 Fraunhofer-Institute eng vernetzt zusammen arbeiten.
Johanna Wanka, Bundesministerin für Bildung und Forschung, nannte das KIT beim Festakt ein Schwergewicht, das aus einer sehr schnellen Fusion hervorgegangen sei. Um in diesem Prozess aus zwei traditionsreichen Einrichtungen eine Einheit zu schaffen, habe Eberhard Umbach „hartnäckig und mutig“ sein müssen: „Das KIT trägt Ihre Handschrift.“ Als Vorreiter auf dem Weg zu mehr Autonomie habe das KIT dazu beigetragen, dass Ende 2012 das Wissenschaftsfreiheitsgesetz in Kraft trat. Diese Freiheit zu nutzen, sei eine der zentralen Aufgaben des neuen Präsidenten – zudem sollte er eine größere internationale Sichtbarkeit und eine weitere Profilierung der Forschung anstreben.
Beim Festakt kündigte Hanselka einen Zehn-Punkte-Plan an, in dessen Blickpunkt Strategie, Struktur, Kultur und Kommunikation stehen. In Workshops hätten er und die weiteren Präsidiumsmitglieder diesen Plan für die nächsten Schritte erarbeitet, von dem er nun zunächst die Gremien am KIT überzeugen wolle. „Eines meiner vorrangigen Ziele als Präsident des KIT wird sein, das Forschungsprofil zu schärfen, damit wir die Potenziale der Fusion voll ausschöpfen können.“
KIT / Katja Paff