Maßgeschneiderter Magnetspeicher
Anisotroper Tunnelmagnetwiderstand zeigt Potenzial zur Erhöhung der Datendichte.
Die moderne Speichertechnologie mit immer kleineren und leistungsfähigeren Festplatten kommt ohne sie nicht aus: Die Effekte des Magnetwiderstands sorgen dafür, dass die auf Festplatten magnetisch gespeicherten Daten elektrisch ausgelesen werden können. Dabei führt bereits eine schwache Änderung des Magnetfelds zu einer verhältnismäßig großen Anpassung des elektrischen Widerstands eines Materials. Für die Entdeckung eines dieser Effekte wurde 2007 der Physik-
Abb.: Mit der Spitze des Rastertunnelmikroskops lassen sich Bleiatome (orange) auf einer Eisenoberfläche (blau) mit verschiedenen Magnetisierungsrichtungen verschieben. (Bild: AG Berndt)
Physiker der Christian-
Um eine Widerstandsänderung zu erkennen und Informationen auszulesen, ist im Falle des anisotropen Tunnelmagnetwiderstands neben der elektrischen Ladung der fließenden Elektronen auch ihre zweite Eigenschaft, der Spin, entscheidend. Anisotrop bedeutet, dass die Widerstandsänderung von der Richtung des Stroms relativ zur Magnetisierung abhängt. Dieser Effekt kommt ohne die Spineigenschaft aus und kann so Bauelemente für die Speichertechnologie vereinfachen. Das Experiment der Kieler Wissenschaftler zeigt, dass sich damit auch auf molekularen Strukturen gespeicherte magnetische Informationen auslesen lassen könnten.
Für ihr Experiment nutzte das Kieler Forschungsteam um Richard Berndt ein Rastertunnelmikroskop. Damit lässt sich die geometrische Struktur metallischer Oberflächen bis auf die Skala einzelner Atome untersuchen und zum Beispiel die Änderung des elektrischen Widerstands messen. Außerdem lässt sich mit seiner feinen Spitze die Struktur Atom für Atom manipulieren. Gewissermaßen „handgemachte“ Moleküle können damit maßgeschneidert hergestellt werden.
So stellten die Kieler Physiker aus zwei Bleiatomen ein Molekül her, ein Bleidimer, um den schwachen Effekt des anisotropen Magnetwiderstands zu verstärken. Denn Blei besitzt eine große quantenmechanische Spin-
In ihrem Experiment untersuchen die Forscher, wie sich der elektrische Widerstand in den verschiedenen Bereichen und Orientierungen jeweils ändert. Sie beobachteten je nach Ausrichtung des Dimers sowohl einen sehr starken als auch einen verschwindend geringen Magnetwiderstand. Um diese Ergebnisse zu verstehen, führte Paolo Ferriani aus der Arbeitsgruppe von Stefan Heinze numerische, quantenmechanische Berechnungen auf den Supercomputern des Norddeutschen Verbunds für Hoch- und Höchstleistungsrechnen (HLRN) durch. „Damit konnten wir zeigen, dass die Widerstandsänderung stark davon abhängt, wie die Achse des Dimers und seine Spinrichtung zueinander orientiert sind“, so Ferriani.
Für einen gezielten Einsatz im neuen Forschungsgebiet der Spinelektronik sind die untersuchten Bleidimere jedoch noch nicht geeignet. Ihre Experimente mussten die Kieler Physiker unter besonderen Voraussetzungen bei -269 Grad Celsius durchführen, da die Dimere bei Raumtemperatur nicht stabil sind. Ihre Arbeiten unter Laborbedingungen zeigen aber, dass „handgemachte“ Strukturen auf atomarer Skala ein großes Potential haben, um Magnetwiderstände zu kontrollieren.
CAU / DE