28.12.2010

Master macht mobil

Die European Physical Society hat in einer Studie untersucht, wie die europäischen Länder die Masterstudiengänge in Physik gestalten.

Physik Journal – Die European Physical Society hat in einer Studie untersucht, wie die europäischen Länder

die Masterstudiengänge in Physik gestalten.

Auf den ersten Blick scheint das Studium in Europa einheitlicher geworden zu sein. Die Länder, die sich zur Bologna-Reform verpflichtet haben, sind mittlerweile auf dem Weg zu einem zweistufigen System ein gutes Stück vorangekommen und haben Bachelor und Master als Abschlüsse eingeführt. In zwei Dritteln der Länder sind für den Master zwei Jahre vorgesehen, und der Studiengang ist überwiegend in Module gegliedert. Bei näherer Betrachtung wird aber deutlich, dass sich die Masterprogramme in ihrer Ausgestaltung stark vonein­ander unterscheiden, etwa wenn es um den Umfang der einzelnen Module geht, der von relativ kleinen Zeiteinheiten bis hin zu Lernblöcken von mehreren Wochen oder Monaten variiert. Dies ist eines der Ergebnisse einer Studie, die die European Physical Society (EPS) in Kooperation mit dem International Centre for Higher Education Research der Universität Kassel durchgeführt hat. Daran haben sich 129 Universitäten in 24 europäischen Ländern beteiligt. Die Auswertung beruht auf einem Online-Fragebogen, den die jeweiligen Programmkoordinatoren ausgefüllt haben, und einer Analyse der Stundenpläne.

Bereits 2009 hatte die EPS in einem ersten Teil der Studie die Umsetzung der Bologna-Reform bei den Bachelorstudiengängen in Physik untersucht. Ein Kritikpunkt damals war die geringe Mobilität der Studierenden. Bei den Masterprogrammen scheint ­dies nicht zuzutreffen. Ein Drittel der Programme sieht einen Auslandsaufenthalt im Lehrplan vor, oder es gibt einen gemeinsamen Abschluss mit einer ausländischen Partneruniversität. Hinzu kommt, dass europaweit viele Lehrveranstaltungen in einer Fremdsprache, hauptsächlich Englisch, angeboten werden. In welchem Umfang die Studierenden die Möglichkeit eines Auslands­aufenthaltes nutzen, ist in den Ländern recht unterschiedlich. In Deutschland ist die Mobilität relativ hoch. Rund 20 Prozent der Masterstudierenden verbringen eine Zeit im Ausland und im Gegenzug gibt es etwa ebensoviele internationale Studierende, die es hierher zieht.

In den Masterstudiengängen findet ein hohes Maß an Spezialisierung statt, auch bei den Standard- Physikstudiengängen, die einen Anteil von 56 Prozent ausmachen. Darüber hinaus haben sich 22 Prozent auf einen bestimmten Bereich, z. B. Astrophysik, spezialisiert. Weitere 22 Prozent sind interdisziplinär und werden besonders mit anderen Natur- oder Ingenieurwissenschaften kombiniert, z. B. Geophysik oder Meteorologie, aber auch mit Medizin oder Wirtschaft.

Bei fast allen Masterprogrammen finden Prüfungen oder Klausuren nach jedem Modul statt. ­Diese Noten gehen bei drei Vierteln in die Abschlussnote mit ein. Was jedoch geprüft wird, ist sehr unterschiedlich. Die Bologna-Reform sieht vor, dass neben Fachwissen auch „transferable skills“ nachgewiesen werden sollen. Dazu gehören z. B. Kommunikations- und soziale Fähigkeiten, internationale Kompetenz sowie die Fähigkeit, sich selbst zu organisieren. Die EPS hat für die Bachelor- und Masterprogramme erarbeitet, was Studierende nach dem Abschluss können und wissen sollten. Dabei geht sie sowohl auf Fachwissen ein, aber auch auf weitere, etwa soziale Kompetenzen. Derzeit wird bei 44 Prozent der Masterstudiengänge ausschließlich Fachwissen abgefragt.

Um den Übergang vom Mas­terstudium in den Beruf zu erleichtern, gaben 46 Prozent der Hochschulen an, ­bei der Entwicklung der Masterprogramme mit den zukünftigen Arbeitgebern zusammenzuarbeiten. Wie viele Absolventen direkt in die Industrie einsteigen und wie viele erst eine Promotion anstreben, ist in den Ländern recht unterschiedlich. In Deutschland schließt rund die Hälfte der Absolventen eine Promotion an.

Wie die Promotionsphase europaweit gehandhabt wird – etwa als letzte Phase der Ausbildung oder als Berufseinstieg –, untersucht die EPS derzeit in einem dritten Teil der Studie. Mit den Ergebnissen ist im Herbst 2011 zu rechnen.

Anja Hauck

Quelle: Physik Journal, Januar 2011, S. 7

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