Materiestrahl trotz starkem Magnetfeld
Pulsar überrascht Astronomen – und stellt bisherige Modelle für die Entstehung von Jets infrage.
Am 3. Oktober 2017 registrierte der US-
Abb.: Von einem nahen Stern strömt Materie zu einem Neutronenstern und sammelt sich in einer Akkretionsscheibe. Ein Teil der einfallenden Materie bildet stark gebündelte Materiestrahlen, die Jets. (Bild: NASA / JPL-
Alarmiert von Swift begann ein Forscherteam um Jakob van den Eijnden von der Universität Amsterdam in den Niederlanden sofort damit, die neu entdeckte Quelle mit dem Very Large Array in den USA auch im Radiobereich zu beobachten. Zunächst ließ sich keine Radiostrahlung nachweisen, doch das änderte sich, als die Röntgenstrahlung ihr Maximum erreichte. Die Intensität der vom VLA empfangenen Radiostrahlung fiel dann korreliert mit der Entwicklung im Röntgenbereich ab, wobei sich auch der Spektralindex der Radiostrahlung änderte. War das Radiospektrum zunächst steil, so wurde es zusehends flacher.
Die beobachteten Eigenschaften der Radiostrahlung von Sw J0243 sind typisch für die Entstehung und Entwicklung relativistischer Jets, also gebündelter Materiestrahlen, die mit hoher Geschwindigkeit ins All schießen. Und das war für van den Eijnden und seine Kollegen eine Überraschung. „Bei allen Arten von schwarzen Löchern und Neutronensternen konnten wir die Entstehung von Jets beobachten“, erläutern die Forscher die bisherige Situation, „außer bei Neutronensternen mit starken Magnetfeldern.“ Das habe zu der Entwicklung theoretischer Modelle geführt, in denen solche starken Magnetfelder eines Neutronensterns die Entstehung von Jets unterbinden. „Unsere eindeutige Entdeckung eines sich entwickelnden Jets bei Sw J0243 widerlegt jetzt diese lange gehegte Vorstellung, starke Magnetfelder würden die Entstehung von Jets verhindern.“
Allerdings sei die Intensität des beobachteten Jets etwa hundert Mal geringer als bei schnell rotierenden Neutronensternen ohne starkes Magnetfeld mit einer vergleichbaren Helligkeit im Röntgenbereich. Daraus lässt sich nach Ansicht von van der Eijnden und seinen Kollegen folgern, dass die Rotation des Neutronensterns eine wichtige Rolle bei der Bildung der gebündelten Materiestrahlen spielt. Während in den bisherigen Modellen ein in der Akkretionsscheibe verankertes Magnetfeld die Energie für die Jets liefert, scheine es eher die Rotationsenergie des Neutronensterns zu sein, welche die Jets antreibt. Zukünftige Beobachtungen könnten diesen Zusammenhang untersuchen und so zu einem verbesserten Modell der Jet-
Rainer Kayser
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