Mathe-Genie begründet Ablehnung von Millionen-Preisgeld
Der Russe Grigori Perelman hält die Entscheidung des amerikanischen Clay-Instituts für die Vergabe des Preisgeldes zur Lösung der Poincarré-Vermutung für "ungerecht".
Der Russe Grigori Perelman hält die Entscheidung des amerikanischen Clay-Instituts für die Vergabe des Preisgeldes zur Lösung der Poincarré-Vermutung für "ungerecht".
Das russische Jahrhundert-Genie Grigori Perelman hat sein Preisgeld von einer Million Dollar (816 000 Euro) für die Lösung eines der größten Mathe-Rätsel der Menschheit abgelehnt. Er habe lange das Für und Wider der Auszeichnung durch das US-amerikanische Clay-Institut für Mathematik abgewogen. «Ich habe mich dagegen entschieden», sagte der 44-Jährige am 1. Juli 2010 nach Angaben der Agentur Interfax. Der St. Petersburger hält die Entscheidung des Instituts für «ungerecht». So sei der Beitrag des US-Amerikaners Richard Hamilton «um kein bisschen geringer als meiner» bei der Klärung der sogenannten Poincaré-Vermutung.
Schon 2006 sollte Perelman in Spanien dafür die Fields-Medaille bekommen, eine Art Nobelpreis für Mathematik. Doch auch diese Auszeichnung hatte er abgelehnt.
Perelman hatte 2002 das mathematische Jahrhundert-Rätsel gelöst, das der Franzose Henri Poincaré (1854-1912) 1904 formuliert hatte. Der in seiner Heimat als «kauziger Einsiedler» bekannte Mathematiker Perelman hatte den Millennium-Preis des Clay-Instituts im März zugesprochen bekommen. Doch schon seit Jahren will Perelman von Ruhm, Ehre und Geld nichts wissen. Kinder- und Umweltschützer sowie andere Organisationen hatten Perelman um eine Spende gebeten.
Nun äußerte der geniale Mathematiker erstmals mehr als einen Satz im Gespräch mit Medien und erklärte seine Ablehnung des Preises: «Der Hauptgrund ist, kurz gesagt, meine Unzufriedenheit mit der Organisation der mathematischen Gesellschaft. Mir gefallen deren Entscheidungen nicht, ich halte sie für ungerecht», sagte Perelman. Das Institut teilte auf seiner Internetseite mit, bis zum Herbst 2010 darüber zu entscheiden, wie das ausgeschlagene Geld am besten der Entwicklung der Mathematik zugutekommen kann.
Perelman selbst hat seine Karriere längst aufgegeben und lebt nach Medienberichten allein mit seiner Mutter am Rande von St. Petersburg. Sein Beweis der Poincaré-Vermutung, sagen Mathematiker, sei im Moment kaum auf praktische Anwendungen zu beziehen. Bei dem mathematischen Problem geht es um die Eigenschaften dreidimensionaler Räume. Stark vereinfacht gesagt lautet Poincarés These, alle dreidimensionalen Körper, die kein Loch haben, unterscheiden sich nicht grundsätzlich von einer Kugel - sie lassen sich also stets irgendwie zu einer Kugel umformen, ohne sie auseinanderzureißen.
Für die zweidimensionalen Oberflächen einer Kugel, eines Würfels und anderer geschlossener Körper war dies längst bewiesen. Perelman hat als erster gezeigt, dass dies auch für hypothetische dreidimensionale Flächen in einem vierdimensionalen Raum gilt. Er erklärt damit etwas, woran sich Generationen von Mathematikern die Zähne ausgebissen haben.
dpa/AL
Weitere Infos