09.08.2022 • Energie

Mehr Flächen für Windenergie an Land

Flugsicherung verkleinert Anlagenschutzbereiche ihrer Drehfunkfeuer.

Zur besseren Vereinbarkeit von Flugsicherung und Windenergie haben das Bundes­ministerium für Digitales und Verkehr, das Bundes­aufsichts­amt für Flugsicherung und die Deutsche Flug­sicherung in den vergangenen Monaten umfangreiche Maßnahmen auf den Weg gebracht. Das gemeinsame Ziel war es, den störungs­freien Betrieb von Flug­sicherungs­anlagen zu sichern und dabei so weit wie möglich energie­politische Belange zu berück­sichtigen, um im Ergebnis mehr Flächen für Wind an Land zur Verfügung zu stellen. Wesentliche Aspekte wurden durch die Physikalisch-Technische Bundesanstalt im Rahmen des vom Bundes­ministerium für Wirtschaft und Klimaschutz geförderten Forschungs­projekts „Wechsel­wirkung Windenergie­anlagen und Radar/Navigation“, kurz WERAN, entwickelt. Zugleich werden mit den jetzt von der Flugsicherung ergriffenen Maßnahmen wichtige Teil der Eckpunkte vom 5. April 2022 umgesetzt, auf die sich das Bundes­verkehrs- und das Bundes­wirtschafts­ministerium verständigt hatten.

Abb.: Ein von der PTB mit Mess­technik aus­ge­statteter Okto­kopter erfasst...
Abb.: Ein von der PTB mit Mess­technik aus­ge­statteter Okto­kopter erfasst Mess­daten in ver­schie­denen Höhen und Ent­fer­nungen rund um eine Wind­kraft­anlage. (Bild: PTB)

BMWK und BMDV hatten sich im April 2022 darauf verständigt, auf Grundlage der im Projekt WERAN neu gewonnenen wissen­schaft­lichen Erkenntnisse die Schutz­bereiche von Flug­sicherungs­anlagen zu überprüfen. Auf Grundlage neuer Kriterien hat die DFS nun die Möglichkeit, die Anlagen­schutz­bereiche der Doppler-Dreh­funk­feuer neu zu bewerten und festzulegen, ob diese auf den von der PTB vorge­schlagenen Radius von sieben Kilometer verkleinert werden können. Nur innerhalb dieses Radius müssen bei Bauvorhaben Flug­sicherungs­aspekte berück­sichtigt werden. Diese Neubewertung begannen am 1. August und soll bis Ende 2022 abgeschlossen werden. Die schon vorliegenden Ergebnisse erlaubten bereits die Verkleinerung mehrerer Anlagen­schutz­bereiche und die DFS erwartet, dass in vielen weiteren Fällen die Verkleinerung erfolgen kann und somit eines der Hemmnisse für die Planung von Wind­energie­anlagen entfällt.

Die mögliche Störung der vom Funkfeuer bereit­ge­stellten Navigations­informationen durch Windenergie­anlagen, der Winkel­fehler, wird anhand einer Berechnungs­formel ermittelt. DFS und PTB konnten eine neue Formel entwickeln, die präzisere Vorher­sagen ermöglicht. Für die robusteren Doppler-Drehfunk­feuer wird eine ebenfalls gemeinsam entwickelte Formel bereits seit 2020 angewendet, seitdem hat sich die Zustimmungs­quote auf über neunzig Prozent erhöht. Mit der voraus­sicht­lich ab Ende September 2022 einsatz­fähigen neuen CVOR-Berechnungs­formel ist auch für Funkfeuer herkömm­licher Bauart eine höhere Zustimmungs­quote absehbar.

Durch eine Neubewertung der für die Flächen­navigation erforder­lichen Leistungs­anforderungen einerseits und technische Modifi­ka­tionen an den Navigations­anlagen anderer­seits kann ab sofort ein höherer, zum Beispiel durch Windenergie­anlagen hervor­gerufener Winkel­fehler akzeptiert und damit das zur Verfügung stehende Fehler­budget von heute 1,0 Grad auf – je nach Anlagentyp – 1,5 oder 2,1 Grad teilweise mehr als verdoppelt werden. Das erlaubt den Aufbau zusätz­licher Windenergie­anlagen in den Anlagen­schutz­bereichen von Dreh­funk­feuern.

Im Zuge der Einführung moderner, vermehrt satelliten­gestützter Navigations­verfahren überprüft die DFS aktuell die rund 2.600 Flugverfahren im gesamten deutschen Luftraum. Die neuen Verfahren ermöglichen vielerorts den Abbau von Funkfeuern. Seit 2002 wurden bereits 17 Anlagen abgebaut; von den heute 51 im Eigentum der DFS befindlichen Anlagen werden bis 2032 voraus­sichtlich weitere zwanzig Anlagen zurück­gebaut. Außerdem wurde durch Unter­stützung des BMWK die Umrüstung von acht CVOR in weniger stör­anfällige DVOR ermöglicht.

PTB / RK

Weitere Infos

 

Sonderhefte

Physics' Best und Best of
Sonderausgaben

Physics' Best und Best of

Die Sonder­ausgaben präsentieren kompakt und übersichtlich neue Produkt­informationen und ihre Anwendungen und bieten für Nutzer wie Unternehmen ein zusätzliches Forum.

Weiterbildung

Weiterbildungen im Bereich Quantentechnologie
TUM INSTITUTE FOR LIFELONG LEARNING

Weiterbildungen im Bereich Quantentechnologie

Vom eintägigen Überblickskurs bis hin zum Deep Dive in die Technologie: für Fach- & Führungskräfte unterschiedlichster Branchen.

Meist gelesen

Themen