Mehr Strom aus pyroelektrischen Modulen
Prototyp eines Abwärme-Kraftwerks nutzt bereits geringe Temperaturänderungen.
Um aus Abwärme elektrischen Strom zu gewinnen, arbeitet man heute meist an Modulen aus thermoelektrischen Materialien. Für die Stromerzeugung über den Seebeck-
Abb.: Aufbau eines pyroelektrischen Minikraftwerks mit einer ferroelektrischen Heterostruktur auf Bleititanat-Basis, das aus Abwärme Strom erzeugt. (Bild: S. Pandya et al., UC Berkeley)
Heute wird der pyroelektrische Effekt für empfindliche Wärmesensoren etwa in Bewegungsmeldern genutzt. Shishir Pandya und seine Kollegen von der Prometheus-
Wurde nun die pyroelektrische Schicht ein wenig erwärmt, trennten sich elektrische Ladungen auf und an der Oberfläche der kristallinen Substanzen wurde eine elektrische Spannung messbar. Der pyroelektrische Effekt führte zu einer Polarisation der Ladungen auf den sich gegenüberliegenden Seiten der Kristallschicht. Verantwortlich dafür waren kleine Veränderungen im Kristallaufbau des pyroelektrischen Kristalls. Diesen wiederholbaren Ablauf beschrieben die Forscher in einem thermodynamischen Ericsson-
Für ihre Versuche heizten die Wissenschaftler ihr Minikraftwerk kontrolliert auf bis zu 125 Grad Celsius auf. Bei jeder Erwärmung entstand ein messbarer Stromfluss von einigen Nanoampere. Um größere Ströme zu erzeugen, wiederholten sie diesen Vorgang bis zu eintausend Mal pro Sekunde. Das war möglich, da sich die dünne Bleititanatschicht binnen weniger Millisekunden wieder auf Raumtemperatur abkühlte. Die größte Leistungdichte mit 526 Watt pro Kubikzentimeter zeigte der Prototyp bei eintausend Heizzyklen pro Sekunde, einer Temperaturdifferenz von 56 Kelvin und einem wirkenden Gleichspannungsfeld von 267 Kilovolt pro Zentimeter. Die größte Energiedichte mit gut einem Joule pro Kubikzentimeter ergab sich bei 40 Heizzyklen pro Sekunde, einem Aufheizen um 90 Kelvin und identischem Gleichspannungsfeld.
Dieses Grundlagenexperiment zeigt, dass schon relativ geringe Temperaturunterschiede für eine pyroelektrische Stromerzeugung ausreichen. Die Ausbeute war zwar gering, genügte aber prinzipiell zum Betrieb von Sensoren oder elektronischen Uhren. Für die weitere Entwicklung betonen die Forscher den geringen Materialaufwand für die dünnen, pyroelektrischen Schichten im Vergleich zu mehr blockartigen Modulen thermoelektrischer Minikraftwerke.
In Zukunft könnten sowohl thermo- als auch pyroelektrische Minikraftwerke Strom aus Abwärme gewinnen. Da bei fast jeder technischen Energieumwandlung – sei es die Verbrennung von Treibstoff in einem Motor oder der Stromfluss durch einen Mikroprozessor – geht ein Großteil der eingesetzten Primärenergie als Abwärme verloren. Insgesamt sind diese Verluste mit fast siebzig Prozent alles andere als gering. Liegen hohe Temperaturunterschiede wie etwa am Auspuff eines Autos vor, empfehlen sich thermoelektrische Minikraftwerke. Schnell getaktete Heizphasen mit geringerem Temperaturanstieg, wie sie beispielsweise bei Computerchips auftreten, ließen sich dagegen mit pyroelektrischen Modulen effizienter nutzen.
Jan Oliver Löfken
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